Fußball-Regionalliga: Freude über Erfolg in Köln getrübt WSV: Anonymer Brief sorgt für Unruhe

Wuppertal · Eigentlich müsste beim Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV eitel Sonnenschein herrschen. Nach dem 1:0-Sieg in Köln steht der Aufsteiger auf Platz sieben. Der Abstand zu den Abstiegsplätzen beträgt beachtliche neun Punkte.

 Ercan Aydogmus ist mit seinem Team auf Kurs.

Ercan Aydogmus ist mit seinem Team auf Kurs.

Foto: Dirk Freund

Und dennoch herrscht hinter den Kulissen momentan Hektik. Grund ist ein anonymer "Offener Brief", der an den Verwaltungsrat adressiert ist und in dem Trainer, Sportliche Leitung und Vorstand angegriffen werden.

Inhaltlich kritisiert der Verfasser des Schreibens, das offenbar zunächst bei der stellvertretenden Verwaltungsratsvorsitzenden Verena Imhof auftauchte und der Rundschau vorliegt, unter anderem die Größe des Kaders, den Führungsstil von Coach Stefan Vollmerhausen und die Etatkalkulation. Und immer wieder wird darauf hingewiesen, dass der Umgang mit den "Aufstiegshelden", die zum Teil ihre Berufsplanung mit Blick auf die Regionalliga verändert hätten, nicht in Ordnung sei. Sie seien aufgrund der zahlreichen Neuverpflichtungen, die im Grunde ein Vollprofitum installierten, kein Thema mehr — zum Beispiel drei der vier Akteure der "Viererverteidigungskette" der Saison 2015/16.

Dabei fällt unter anderem der Name des momentan suspendierten Lukas Fedler. Der Innenverteidiger dementierte aber auf Anfrage der Rundschau energisch, mit den Aussagen etwas zu tun zu haben: "Dass mein Name in diesem Zusammenhang fällt, erschreckt mich sehr. Ich habe keinerlei Kenntnisse von einem Brief an den Verwaltungsrat."

Passagen aus dem dreiseitigen, am 12. September vormittags innerhalb von gut anderthalb Stunden verfassten Schriftstücks legen die Vermutung nahe, dass der Verfasser oder die ihm nahe stehende Person über Kabinen-Wissen verfügt. Denn: Die angesprochene Video-Analyse von Einzelszenen hat Vollmerhausen erst vor kurzem eingeführt.

Die Reaktionen innerhalb des Vereins sind unterschiedlich. "Wir beschäftigen uns am Dienstag mit dem Thema", kündigte der Verwaltungsratsvorsitzende Thomas Lenz auf Anfrage der Rundschau mit.

Finanzvorstand Lothar Stücker, der sämtliche Verträge mit seinem Vorstandskollegen Horst Willich unterzeichnet hat: "Unabhängig davon, dass es inhaltlich völlig falsch ist, nehme ich Anfragen gerne ernst, wenn ich den Verfasser kenne. Anonyme Briefe können doch wirklich kein Thema sein. Der Verfasser kann sich gerne melden. Ich lade ihn in mein Büro zu einem Kaffee mit Keksen ein und erkläre ihm die gute Situation des WSV. Hier wird von allen ein toller Job gemacht." Ein Mitglied des Verwaltungsrates, das nicht genannt werden will: "Der Duktus des Briefes deutet darauf hin, dass ein unzufriedener Spieler aus persönlichen Gründen negative Stimmung erzeugen will. Die Mannschaft zerreißt sich bis zur letzten Minute. Und dass sie qualitativ verstärkt werden musste, war klar — die Regionalliga ist wesentlich stärker als die Oberliga."

Trainer Stefan Vollmerhausen verweist lediglich auf sein Statement in der Pressekonferenz nach dem Köln-Spiel ("Wir hatten in der letzten Woche nicht nur mit Fußball zu tun, sondern wieder einmal mit dem ein oder anderen inszenierten Nebenschauplatz. Wir haben die Antwort auf dem Platz gegeben. Die Mannschaft hat gezeigt, dass wir eine Einheit sind und kein Blatt zwischen uns passt. Wir sind bereit für das, was wir uns hier aufgebaut haben, zu kämpfen"). Sportdirektor Manuel Bölstler: "Ich finde es schon sehr verwunderlich, dass ich mich überhaupt zu einem anonymen Brief erklären muss. Etattechnisch sind wir absolut im Soll, es ist nichts überzogen. Wir haben sogar noch einen kleinen Puffer. Nach dem Aufstieg und mit Blick auf den aktuellen Tabellenplatz muss ich zum Sportlichen eigentlich nichts sagen …" Eckhard Osberghaus vom "Förderteam" hat in einer Stellungnahme im Fanforum "Rot-Blau.com" die Arbeit von Vollmerhausen und Bölstler ausdrücklich gelobt.

Fußball wird beim WSV auch gespielt. Mit einem Erfolg am Samstag (14 Uhr, Stadion am Zoo) gegen die Sportfreunde Siegen kann der Aufsteiger einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt auf dann zwölf Punkte distanzieren ...

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