Fußball-Regionalliga WSV fehlen 260.000 Euro im laufenden Etat

Wuppertal · Der Fußball-Regionalligist WSV hat sich am Dienstagabend (8. Januar 2019) ausführlich zur aktuellen Finanzlage geäußert. Die Stellungnahme im Wortlaut.

 In der Uni-Hslle setzte der WSV (bereits) auf die Jugend.

In der Uni-Hslle setzte der WSV (bereits) auf die Jugend.

Foto: Dirk Freund

"Wir haben versprochen, offen und transparent zu arbeiten und halten unser Versprechen. Allerdings mussten wir uns gestern erst einmal mit den wildesten Gerüchten beschäftigen. Erfreulicher Weise zeigt die umfangreiche Berichterstattung in Sportschau, Bild, Sat1, WDR Fernsehen, WZ, Rundschau, Radio Wuppertal und vielen Sportmagazinen das überregional große Interesse am WSV und damit auch an Wuppertal. Umso wichtiger ist es dann natürlich, möglichst schnell wieder für positive Nachrichten sorgen zu können. Daran arbeiten wir mit aller Kraft.

Der WSV hat im Sommer 2018 eine Unternehmensberatung damit beauftragt, die Finanzen des Vereins auf Herz und Nieren zu prüfen. So sind in den letzten Monaten beispielsweise mehrere Tausend Buchungen der letzten Jahre überprüft worden. Es geht aber auch um die Prognosen für die nächsten Monate und Jahre. Auf diesen Bereich gehen wir in dem Punkt ,Etatplanung' (s.u.) näher ein. Letzten Freitag ist der WSV von dieser Beratungsfirma darüber informiert worden, dass insbesondere durch die deutlich geringeren Zuschauereinnahmen, notwendige Korrekturbuchungen für die laufende Saison und Bezahlung von Altlasten eine Etatlücke von 260.000 Euro besteht.

Der Vorstand hat gemeinsam mit der Spitze des Verwaltungsrates und mehreren Beratern am Samstag und Sonntag über viele Stunden diskutiert, wie man mit dieser Situation umgehen soll. Das Ergebnis ist eine Kombination aus schmerzhaften Sparmaßnahmen und zusätzlichen Einnahmen. Um diese Punkte umgehend mit den Betroffenen diskutieren zu können, sind die Spieler und Betreuer der 1. Mannschaft, die Mitarbeiter der Geschäftsstelle und die Mitglieder des Verwaltungsrates für Montag jeweils zu Sondersitzungen eingeladen worden. Wie diese Informationen dann an die Presse gelangt sind, ist bisher nicht geklärt, muss aber dringend aufgearbeitet werden.

Wenn man über Einsparungen nachdenken muss, schaut man sich natürlich die größten Ausgabenbereiche zuerst an. Und wie bei fast allen Sportvereinen ist das auch beim WSV traditionell die 1. Mannschaft. Hier ist eine Einsparung von ca. 100.000 Euro geplant. Dieses ist für alle Beteiligten ein schmerzhafter Schritt. Denn es verliert nicht nur der WSV wertvolle Spieler, sondern auch die Spieler müssen sich neu orientieren. Der Kader der 1. Mannschaft ist erfreulicher Weise so breit aufgestellt und unsere gesamte Jugendarbeit ausgesprochen erfolgreich, so dass Wuppertal auch weiterhin mit einer schlagkräftigen Mannschaft in der Regionalliga vertreten sein wird.

Darüber hinaus werden weitere Einsparungen im Verwaltungsbereich umgesetzt und weitere Sparmaßnahmen diskutiert. Aber nicht nur mit Sparen, sondern auch mit realistischen Mehreinnahmen soll die Etatlücke innerhalb weniger Tage geschlossen werden. So gibt es bereits erste konkrete Zusagen von Sponsoren, Gespräche mit verschiedenen Vereinen über Testspiele, Crowdfunding (Gruppenfinanzierung) und weitere Aktionen, an denen sich alle beteiligen können, auch mit kleinen Summen. Mit diesem Gesamtpaket an Maßnahmen soll die Etatlücke von 260.000 Euro geschlossen werden. Allerdings lässt uns das Insolvenzrecht für die Umsetzung nur wenige Tage, so dass wir unter enormen Zeitdruck stehen.

Wenn man liest ,im laufenden Etat fehlen 260.000 Euro' fragt man sich natürlich: Wie konnte das passieren? Um dass verstehen zu können, kommt hier ein Blick hinter die Kulissen der Etatplanung eines Sportvereins. Ausgangspunkt ist jeweils die Kaderplanung. Der Sportdirektor muss im Frühjahr wissen, welcher Etat ihm in der nächsten Saison für die 1. Mannschaft zur Verfügung stehen wird, da dann die Gespräche mit Spielern und Beratern anlaufen. Dass bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass der Vorstand in Abstimmung mit dem Verwaltungsrat und dem Finanzausschuss bereits im April 2018 hochrechnen musste, welche Einnahmen man bis zum Sommer 2019 voraussichtlich haben wird.

Im Sommer 2018 wurde die Budgetplanung von dem inzwischen beauftragten Gutachter positiv bewertet. An dieser Stelle sei uns auch der Hinweis gestattet, dass der WSV in den letzten vier Jahren seinen Etat für die 1. Mannschaft immer eingehalten hat.

Auf Grund der Erfahrungswerte aus den Vorjahren sind für die Saison 2018/19 ursprünglich einmal 450.000 Euro als Zuschauereinnahmen prognostiziert worden. Diese Prognose aus dem Frühjahr 2018 mussten wir inzwischen auf 252.000 Euro reduzieren. Erheblich mit dazu beigetragen hat ein Spielplan, der für uns viele attraktive Spiele in einer unattraktiven Jahreszeit vorgesehen hat. Dazu Spiele in der Woche, Livespiele und englische Wochen, die auch durch Nachholspiele entstanden sind. Wir müssen aber auch eingestehen, dass in den letzten fünf Jahren vom Vorstand bei der Preisgestaltung in verschiedenen Bereichen Entscheidungen getroffen worden sind, die wir heute als Fehler bewerten.

Paradebeispiel ist aber das Heimspiel gegen RWE, zu dem wir in den letzten Jahren zwei Mal mehr als 10.000 Besucher im Stadion am Zoo begrüßen durften. In dieser Saison hatten wir bei 3 Grad und Dauerregen gerade mal 4.557 Zuschauer. Auch dass unser Pokalspiel als einziges nicht am ursprünglichen Termin ausgetragen werden konnte, führt dazu, dass wir heute nicht wissen, ob wir weitere Pokaleinnahmen erzielen werden. Daher konnten und können wir diese Einnahmen nicht einplanen, obwohl sie unser Defizit je nach Losglück erheblich reduzieren könnten.

Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Die Schuld liegt nicht bei den Fans! Auch in der laufenden Saison haben wir einen für die Regionalliga sehr guten Zuschauerschnitt von rund 2.700. Aufrichtig bedanken möchten wir uns bei den Fans, die ins Stadion kommen, wenn innerhalb von wenigen Tagen mehrere Spiele stattfinden, wenn es "Hunde und Katzen regnet" und wenn man sich im Stadion den Hintern abfriert.

Wir werden weiter offen und transparent kommunizieren. Wir bitten aber auch um Verständnis, dass wir nicht im Stundentakt Meldungen herausgeben können und wollen. Wir werden uns aber sehr zeitnah mit den angekündigten Sonderaktionen melden. Dabei ist es sehr erfreulich, wie viel Unterstützung aus Fan- und Sponsorenkreisen in der aktuellen Lage bei uns ankommt. So standen gestern Abend plötzlich rund 30 Fans in der Geschäftsstelle und hatten neben vielen Fragen auch konkrete Hilfsangebote mit im Gepäck.

Genau so wird es gehen: Gemeinsam - als rot-blaue Einheit. Wir arbeiten mit sämtlichen Gremien intensiv daran, die aktuelle Finanzlücke zu schließen. Mit Hilfe unserer Fans, aber auch der Wuppertaler Wirtschaft sollte es uns gelingen, innerhalb der nächsten Tage die erforderlichen 260.000 Euro aufzutreiben.

Der Vorstand"

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