Vier Anläufe für einen Ausweis

Wuppertal · Christian Schott wollte nur seinen Personalausweis verlängern lassen — und erlebte eine Einwohnermeldeamt-Odyssee.

 Christian Schott wollte „nur“ seinen Personalausweis verlängern: Aber so einfach war das nicht ...

Christian Schott wollte „nur“ seinen Personalausweis verlängern: Aber so einfach war das nicht ...

Foto: Manfred Bube

"Eigentlich kein Problem" — dachte sich Christian Schott, als er Anfang Mai feststellte, dass sein Personalausweis verlängert werden muss. Er sollte sich täuschen: Insgesamt vier Mal musste sich der 55-jährige Lehrer in die Menge der Wartenden einreihen, bis sein Anliegen erledigt wurde. Wobei ihm eines besonders unangenehm aufgestoßen ist: "Beim ersten Mal war ich donnerstags gegen 16 Uhr da, und merkte kurze Zeit später, dass es aussichtslos ist. Ebenso der dann folgende Versuch, einen Termin online zu buchen. Bis August nicht möglich, so die Information, also bin ich dann früher hin — und was passierte? Nach zweimaligem stundenlangem Warten hieß es dann am Schalter: Es werden keine Nummern mehr vergeben."

Schott weiter: "Was mich daran ärgert, ist nicht so sehr die verlorene Zeit, sondern dass ab dem Moment, wo klar war, jetzt wird keiner mehr angenommen, nicht gut sichtbar darüber informiert wurde. Denn das hätte vielen den Ärger erspart, den sie dann erleben mussten." Und noch etwas ist Schott übel aufgestoßen: "Im Einwohnermeldeamt gibt es für unsere ausländischen Mitbürger keine Willkommenskultur. Eine kurze Information in Landessprache, das sollte doch so schwer nicht sein."

Auf Nachfrage der Rundschau zeigt Stadtsprecher Thomas Eiting Verständnis für das Ärgernis der langen Warteschlangen, der Informationsdefizite sowie für die Situation von Migranten. Eiting: "Wie Oberbürgermeister Andreas Mucke schon letzte Woche verkündet hat, wird die Personaldecke im Einwohnermeldeamt jetzt so verstärkt, dass lange Wartezeiten der Vergangenheit angehören. Damit erledigt sich dann auch das Problem der unzureichenden Information."

Was allerdings die Lage der ausländischen Mitbürger angeht, da bittet Eiting um Verständnis dafür, dass es allein schon aus finanziellen Gründen nicht zu leisten sei, entsprechende Dolmetscher vorzuhalten: "Ich denke, es ist nicht zu viel verlangt, dass hier die Betreffenden eigenverantwortlich dafür sorgen müssen, dass die Verständigung klappt."

Christian Schott hat es im vierten Anlauf nach etwa drei Stunden dann doch geschafft: Sein Personalausweis ist verlängert. "Doch", so sein Fazit, "eine solche Odyssee für einen kleinen Verwaltungsakt, das wirft kein gutes Licht auf die Stadt."

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