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Kommentar zum Ende der Bänderei in der Öhde: Todeskampf eines „lebendigen Museums“

Kommentar zum Ende der Bänderei in der Öhde : Todeskampf eines „lebendigen Museums“

Wieder ein Museum weniger. Still und leise verabschiedet sich die Bandweberei in der Öhde aus der Wuppertaler Museumslandschaft. Dabei betrieb Christine Niehage in dieser Einrichtung mit intakter Produktion und realen Aufträgen ein lebendiges Museum.

Unverwüstlich verrichteten die historischen Webstühle ihre Arbeit für einen internationalen Markt, der eben nicht mit industrieller Billigfertigung bedient werden kann und will.
Damit ist jetzt Schluss. Und doch wird man das Gefühl nicht los, dass die Entwicklung so nicht hätte verlaufen müssen. Als die 1898 gegründete "Webetikettenfabrik der Gebrüder Mardey" nicht mehr weiter kam, übernahm 1991 Frauke Kafka das traditionsreiche Gebilde und machte es erstmals zu einer musealen Produktionsstätte. Auch unter stadthistorischen Gesichtspunkten war dies ein Glücksfall.

Als die Gründerin dann am alten Standort in der Beyeröhde kein Weiterkommen sah, nahm Christine Niehage den Staffelstab an und betrieb die beliebte Bänderei fortan an der Öhde. Erneut ein Glücksfall, aber die passieren nun mal nicht in gewünschter Regelmäßigkeit. Vielmehr hätte man sich gewünscht, dass städtischer- und politischerseits ein wenig mehr Elan entwickelt worden wäre, als sich die Probleme zeigten, die jetzt zum Aus führten.

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Die vom Gebäudemanagement ins Spiel gebrachte Idee eines musealen Bandweber-Zentrums im alten Goldzack-Gebäude an der Trasse musste aus statischen und lärmschutztechnischen Gründen verworfen werden. Doch davon abgesehen wurde nur noch beobachtet, wie die Geschichte wohl ausgehen würde. Sie ist schlecht ausgegangen — wenn kein Wunder passiert, wandern die historischen Webstühle in die Schrottpresse.


Irgendwie fühlt man sich bei diesem Geschehen an das schleichende Ende des Fuhlrott-Museums erinnert: Nachdem mit dem Umbau der Volkshochschule an der Aue kein Platz mehr für deren 60.000 völkerkundlichen Exponate vorhanden war, wurde die Sammlung eingelagert, ausgelagert, verliehen oder verschenkt. Teilnahmslos wurde der Schwund hingenommen. Niemand spricht mehr von einer Auferstehung der verbliebenen Ausstellungsstücke. Das traurige Ende des Fuhlrott-Museums ist heute ein vergessener Skandal.


Die Attraktivität einer Großstadt misst sich auch an Alleinstellungsmerkmalen in der Museumslandschaft. Wer jemals zwei Dutzend Webstühle ratternd in Aktion erlebt hat, der weiß, wie man Wirtschaftsgeschichte spektakulär aufbereiten kann. Und der kann sich auch vorstellen, dass solch ein kleines historisches Phantasialand mit Originalzutaten gerade unserer Stadt gut zu Gesicht stünde. Aber dazu hätte es mehr als bedauerndes Achselzucken gebraucht.