Neue Serie "jung und politisch" Stachelig wie ein „grüner“ Igel

Wuppertal · "Jung, grün, stachelig" — das ist das Bundesmotto der Grünen Jugend. Und ein bisschen trifft diese Beschreibung auch auf Liliane Pollmann zu.

 Mit der Rundschau traf sich Liliane Pollmann im Luisenviertel, wo es für sie um eines ihrer Herzensthemen geht — die autofreie Innenstadt. Die schwarze Mütze ist übrigens Lilianes Markenzeichen. Im Internet gibt es kein Foto von der jungen Grünen ohne ihre Kopfbedeckung.

Mit der Rundschau traf sich Liliane Pollmann im Luisenviertel, wo es für sie um eines ihrer Herzensthemen geht — die autofreie Innenstadt. Die schwarze Mütze ist übrigens Lilianes Markenzeichen. Im Internet gibt es kein Foto von der jungen Grünen ohne ihre Kopfbedeckung.

Foto: Max Höllwarth

Die 22-Jährige ist Sprecherin der Grünen-Jugendorganisation in Wuppertal. Wenn sie das Gefühl hat, nicht ernst genommen zu werden, dann provoziert sie und richtet ihre imaginären Stacheln auf — wie ein Igel bei Gefahr. Stachelig wurde sie auch, als wiederholt vorbeirollende Autos das Foto-Shooting für die Rundschau auf der Luisenstraße störten. Denn Autos möchte Liliane Pollmann im Luisenviertel eigentlich überhaupt nicht mehr sehen. Am liebsten wäre es ihr, wenn die ganze Elberfelder Innenstadt autofrei wäre.

Ein Impulspapier des Wuppertal Instituts diente den jungen Grünen als Vorlage. Ihren Antrag zu einer Innenstadt ohne Autos werden sie im nächsten Jahr den "Altgrünen" präsentieren. "Für den Umweltschutz bringt es viel", sagt die 22-Jährige und argumentiert mit Begriffen wie Car-Sharing, Bike-Sharing und Quartierbus.

Umweltschutz ist ohnehin Liliane Pollmanns wichtigstes Thema. Mit 15 Jahren entschied sie sich, anstatt zu meckern einfach etwas zu ändern: "Ich stand da als junger Mensch und habe mich aufgeregt, dass lauter alte Menschen meine Erde kaputt machen und ich damit leben muss. Da entschloss ich mich, etwas zu tun." Und bei den Grünen sah sie dafür das größte Potenzial.

Mittlerweile ist die Wuppertalerin Sprecherin der Grünen Jugend, reist an Wochenenden auf Bundesparteitage und opfert wöchentlich 8 bis 40 Stunden für ihre politischen Visionen. Dass sie selbst irgendwann auf einem Stuhl im Rat der Stadt sitzt, könnte sich Liliane schon vorstellen, oder auch im Landtag — "Warum eigentlich nicht?"

Zwar beschäftigen Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes die junge Grüne nicht nur lokal — "aber an Wuppertal sehe ich, was funktioniert und was nicht und wo wir anfangen können, große Ideen auch überregional umzusetzen", begründet sie ihr lokales Engagement. Eine dieser großen Ideen sind legale und kontrollierte Abgabestellen für Cannabis. "Eigentlich ein richtiges Grünen-Klischee", sagt sie und lacht.

Nicht selten kommt es vor, dass wildfremde Menschen ins Büro der Grünen an der Friedrich-Ebert Straße stolpern und fragen, ob die Grünen Cannabis verkaufen. Das tun sie natürlich nicht.

Fast genauso erfreut ist sie über die Auflösung der Wuppertaler GroKo. "Bisher wurden im Rat die Anträge der Grünen oft kategorisch abgelehnt. Diese Art, auf persönlicher Ebene Politik zu machen, widerstrebt mir", sagt die junge Frau und wünscht sich, dass in Zukunft mehr junge Menschen im Stadtrat sitzen und dort die angespannten Stimmungen zwischen den alteingesessenen Politikern lösen. Vielleicht bald sogar Liliane selbst?

Bis es so weit ist, muss sich die 22-Jährige aber erst mal um ihr Masterstudium kümmern. Für die Zeit danach hat sie noch keine festen Pläne. Von Journalismus bis zu einer Stelle im Auswärtigen Amt ist alles dabei. "Aber vielleicht kommt mir auch die Politik dazwischen."

Zu ihrem Studienort nach Bochum pendelt die Wuppertalerin übrigens immer mit dem Auto — das gibt sie trotz ihres Umwelt-Aktivismus unumwunden zu. "Ich bin nicht der Meinung, dass sich das gegenseitig ausschließt", sagt sie. Und schließlich investiert sie die eingesparte Zeit ja dann auch in die grüne Politik Wuppertals.

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