Auszeichnung mit dem Streitkultur-Award Selly Wane: "Wir müssen miteinander sprechen"

Wuppertal · Zuhören, sich auf andere Meinungen einlassen und "richtig" streiten, dafür wurde Selly Wane mit dem "Seid euch nicht so sicher"-Award ausgezeichnet.

 „Ich arbeite immer mit den Problemen, die ich sehe“, sagt Selly Wane auf die Frage, woher sie ihre Ideen für die unterschiedlichsten Projekte und Veranstaltungen nimmt.

„Ich arbeite immer mit den Problemen, die ich sehe“, sagt Selly Wane auf die Frage, woher sie ihre Ideen für die unterschiedlichsten Projekte und Veranstaltungen nimmt.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Vor einem Jahr lud Selly Wane im Zuge der Reihe "Wir stellen uns vor" die Landtagskandidaten aller Parteien zu einer Diskussionsrunde ins "Swane Design Café" ein, darunter auch die AfD. Für ihre Offenheit musste Selly Wane anschließend nicht nur Anerkennung, sondern auch einiges an Kritik einstecken. Vergangene Woche wurde sie für ihre Offenheit und ihren Mut mit dem 1. Preis des S.E.N.S.S.- Awards für Streitkultur ausgezeichnet, ins Leben gerufen vom Unperfekthaus Gründer Reinhard Wiesemann. Volontärin Hannah Florian hat mit Selly Wane über ihre Ehrung gesprochen.

Rundschau: Wie fühlt es sich an, ein Jahr nach der eskalierten Veranstaltung genau dafür einen Award für Streitkultur verliehen zu bekommen?

Wane: Der Award weist darauf hin, dass man sich streiten kann ohne Menschen in ihrer Würde zu verletzten und sie anzugreifen. Das ist genau das, wofür ich mich stark mache. Wer seinen Gegnern mit persönlichen Angriffen anstatt Argumenten begegnet, versucht ihn zu degradieren. Das kann dazu führen, dass dem anderen seine Würde abgesprochen wird. Er wird zum Objekt, es wird leichter ihn zu bekämpfen. Das sind genau die Mittel, zu denen Extremisten greifen. Das hat in der Vergangenheit zu vielen Bürgerkriegen geführt.

Rundschau: Sie wurden im Nachgang der Veranstaltung für Ihr Handeln kritisiert. Auch jetzt ist die Diskussion wieder hochgekocht. War es nach wie vor die richtige Entscheidung, auch die AfD einzuladen?

Wane: Ich habe nicht explizit die AfD eingeladen, sondern alle Parteien. Vor einem Jahr habe ich selbst lange überlegt, ob es richtig ist, aber es hat sich richtig angefühlt. Die AfD ist eine zugelassene Partei. Sie nicht mit Inhalten zu konfrontieren, bedeutet ihr ein großes Feld zu überlassen.

Rundschau: Der S.E.N.S.S-Award thematisiert auch die Problematik, dass Zorn und Wut im Internet und über die Sozialen Medien schnell hochkochen und sich zum Angriff entwickeln. Haben Sie selbst so eine Erfahrung gemacht?

Wane: Ja habe ich, aber ich stehe drüber. So etwas passiert schnell, weil Menschen sich über die Sozialen Medien nicht gegenüber stehen. Traurig macht mich aber vor allem die Machtlosigkeit, die dahinter steckt. Die Menschen fühlen sich offenbar so argumentlos, dass sie nicht mehr diskutieren, sondern nur noch beleidigen können.

Rundschau: An den Award ist ein Preisgeld von 10.000 Euro geknüpft. Was haben Sie damit vor?

Wane: Ich möchte damit weitere Projekte ermöglichen und Ideen umsetzen.

Rundschau: Würden Sie noch einmal so ein Format wie "Wir stellen uns vor" organisieren?

Wane: Diskussionen sind oft auch von Emotionen geprägt, das ist uns nur selten bewusst. Emotionen beeinflussen unsere Meinung. Deshalb werde ich auf Formate setzen, die zwischenmenschliche Begegnungen ermöglichen, um Vorurteile abzubauen.

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