Schluss mit lustig

Wuppertal · Der letztjährige Oberbürgermeisterkandidat der Spaß-Partei "Die Partei", Björn W. (26), wurde am Donnerstag vom Amtsgericht wegen sexueller Nötigung verurteilt. Die Richter verhängten neun Monate Bewährungsstrafe wegen eines sexuellen Übergriffs gegen eine 20-Jährige Ende Juni vergangenen Jahres.

Bei einem Punk-Treffen hatte der zuvor unbescholtene Angeklagte auf dem Elberfelder Neumarkt mit einer Gruppe gefeiert. Dabei sei er einer Teilnehmerin von außerhalb, seinem späteren Opfer, auf die Toilette eines Fastfood--Restaurants gefolgt. Die Frau habe ihn abgewehrt und mehrfach "Nein" gesagt. Dennoch habe er ihre Kleidung geöffnet und sie intim angefasst. Er beendete die Tat, nachdem sie eine Forderung nach Sex abgelehnt hatte.

Zeugen hatten beobachtet, dass der Angeklagte schon zuvor bei mehreren Frauen zudringlich geworden war. Dabei habe er mit seiner OB-Kandidatur geprahlt. Vor Gericht erklärte er: "Es tut mir unendlich leid. Ich dachte, wir wären einvernehmlich aufs Klo gegangen."

Die Richter wiesen das zurück: "Es hat nichts gegeben als Abwehr." Sie gingen im Urteil zwar von verminderter Schuldfähigkeit aus — immerhin habe der Angeklagte am Tattag seit dem Morgen getrunken und Marihuana geraucht. Strafverschärfend wirkten sich jedoch die Folgen der Tat aus: Die 20-Jährige verzichtet laut eigener Angaben wegen des Erlebten derzeit auf eine Beziehung. Der Richter zum Angeklagten: "Ich kann's mir nicht verkneifen: Es gab da diesen Wahlslogan: Mehr Geld, mehr Bier, mehr Sex." Der 26-Jährige antwortete mit gesenktem Kopf: "Das war doch Spaß, Jux, Satire. Die Kandidatur — das war eine einmalige Sache."

Anwalt Harald Benninghoven erklärte, sein Mandant sei mittlerweile drogenfrei und legte dazu ein entsprechendes Attest vor. Der Angeklagte muss 1.800 Euro an den Verein "Frauen helfen Frauen" zahlen, damit er in Freiheit bleiben darf.

Nicht berücksichtigt in dem Urteil ist ein Tumult auf dem Neumarkt kurz nach dem Übergriff, an dem der Angeklagte laut eigener Angaben beteiligt war. Es gab bei der Punkfeier Schmierereien und Sachbeschädigung am Neptunbrunnen, in den wohl auch Seife gekippt wurde. Bei einem folgenden Polizeieinsatz kam es damals zu Körperverletzungen.

"Die Partei" reagierte unterdessen mit einer Stellungnahme, in der sie sich entsetzt über den Vorfall zeigte: "Der Kreisverband Wuppertal war bis zum Tag der Urteilsverkündung über die Tat nicht informiert. Wäre uns zum Zeitpunkt der Tat, während des Wahlkampfes 2015, diese bekannt gewesen, hätte sich 'Die Partei' unmittelbar von der Kandidatur Björn W.s distanziert."

Der Vorstand des Kreisverbandes forderte Björn W. zugleich auf, aus der Partei auszutreten. Der Vorsitzende Jens Petersen: "Unser Mitgefühl gilt dem Opfer."

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