Sahra Wagenknecht in Wuppertal Rote Positionen in Türkis

Wuppertal · Die Blicke zieht sie immer auf sich: Fraktions-Chefin Sahra Wagenknecht aus Berlin war "Stargast" des Jahresempfangs der Wuppertaler Linken. Und ein Chor mit vielen starken Frauenstimmen.

 Sahra Wagenknecht (Mitte) zusammen mit Gunhild Böth und Gerd-Peter Zielezinski, der Fraktionsdoppelspitze der Linken im Stadtrat. Im Hintergrund einige Sängerinnen des multikulturellen Chores „Women of Wuppertal“.

Sahra Wagenknecht (Mitte) zusammen mit Gunhild Böth und Gerd-Peter Zielezinski, der Fraktionsdoppelspitze der Linken im Stadtrat. Im Hintergrund einige Sängerinnen des multikulturellen Chores „Women of Wuppertal“.

Foto: Wuppertaler Rundschau / Simone Bahrmann

Die im wahrsten Sinn des Wortes bunten "Women of Wuppertal", kurz "WoW", überbrückten mit Liedern aus aller Herren Länder die Wartezeit, bis Sahra Wagenknecht im "Kontakthof" in der Elberfelder City angekommen war.

Und Wuppertals Linken-Fraktionsvorsitzende Gunhild Böth ergänzte die Musik mit pointierten Inhalten: Kritik am "gruseligen" Jobcenter, an der grassierenden Kinderarmut, fehlenden Kita-Plätzen und Erzieherinnen-Stellen sowie am Ein-Euro-Job-Sektor, durch den beispielsweise die Trasse entstanden sei. Genau das möchte Gunhild Böth bei der eventuell nächsten Wuppertaler Fahrradtrasse nicht noch einmal erleben.

Sahra Wagenknecht — im türkisfarbenen Kostüm — spannte den Bogen weiter, in Richtung Bundespolitik. "Bewegte, ernste Zeiten" konstatierte die 48-Jährige angesichts des Asylstreites innerhalb der CDU/CSU. Und machte dann deutlich, dass es ihrer Auffassung nach in Sachen Renten, Mieten oder sozialer Sicherheit insgesamt viel wichtigere Themen im "ungleichen Land Deutschland" gebe.

Hier sei, so Wagenknecht weiter, "die Demokratie durch Banken, Wirtschaft und Lobbyisten gefährdet" — und mit dem Blick zum äußeren Politikrand: "Wenn bei den Menschen das Gefühl entsteht, dass Demokratie nichts mehr bringt, schlägt die Stunde der rechten Rattenfänger."

Wie schon Gunhild Böth, legte auch Sahra Wagenknecht den Finger in die Wunde Niedriglohnsektor: Mit der Bemerkung, der sei nicht etwa eine Folge der Globalisierung, wie gerne behauptet werde, sondern habe seine Wurzeln in der von der Schröder-SPD zu verantwortenden "Agenda 2010", schaute die Linke auf die angeschlagene Sozialdemokratie: Die SPD müsse wieder eine SPD werden — obwohl (oder gerade weil) die Partei natürlich eine Konkurrentin sei.

Eine Bemerkung in Richtung jener neuen linken Bewegung, wie sie zuletzt immer wieder mit Sahra Wagenknecht in Verbindung gebracht wird?

Fazit: Man hat Sahra Wagenknecht schon deutlich schärfer und kämpferischer erlebt. Viel Applaus gab's in Wuppertal trotzdem.

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