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Luftverschmutzung: OB Mucke ist stocksauer wegen Diesel-Stress

Luftverschmutzung : OB Mucke ist stocksauer wegen Diesel-Stress

Alles blickt auf den 22. Februar: Dann geht es vor dem Bundesverwaltungsgericht um eine Klage der Deutschen Umwelthilfe, die Dieselfahrverbote in Düsseldorf und Stuttgart erreichen will.

Wuppertal ist zwar nicht mehr (so sehr) im Fokus der 15 deutschen Städte, in denen die Stickoxid-Belastung durch Dieselfahrzeug besonders hoch ist. Vom Eis ist die Diesel-Kuh damit aber noch lange nicht, denn auch in Wuppertal werden die Grenzwerte (40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft) überschritten.

Oberbürgermeister Andreas Mucke, der im schlimmsten Fall "seinen" Bürgern innerstädtische Fahrverbote für Dieselautos "verkaufen" müsste, ist jedenfalls stocksauer: "Verursacher des Ganzen sind die Autohersteller, die uns alle betuppt haben. Die Kommunen hängen jetzt am Fliegenfänger dessen, was die Industrie versaubeutelt hat. Das alles sollen wir jetzt wieder geradebiegen." Muckes Position ist klar: "Dieselfahrverbote schaden der Wirtschaft, den Pendlern und allen, die auf ihre Dieselfahrzeuge angewiesen sind."

Auf jeden Fall wollen in Wuppertal nun Stadt, Stadtwerke und AWG alles tun, um auch ohne Fahrverbote die Stickoxidbelastungsgrenzwerte zu unterschreiten. Die Ausgangslage ist dabei — etwa in Sachen öffentlicher Nahverkehr — gar nicht schlecht: Wuppertal liegt mit einem ÖPNV-Anteil von 30 Prozent in der kommunalen Spitzengruppe, die 298 Fahrzeuge große WSW-Busflotte gehört zu den modernsten. 260 Busse laufen mit Euro-5- und Euro-6-Norm-Motoren, für die Euro-5er werden gerade neue Filter angeschafft, um sie auf den viermal schadstoffärmeren Euro-6-Standard zu bringen.

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E-Busse sind keine Alternative: Es gibt sie zwar, aber sie schaffen beispielsweise die Cronenberger Straße gar nicht beziehungsweise nur im Schritttempo. Die Stadtwerke setzen deswegen auf die Wasserstoff-Technik: Zehn Wasserstoff-Busse kommen ab 2019. Das Thema Hybrid läuft aus: Diese Technologie hat sich (für Wuppertal) als unwirtschaftlich erwiesen.

Dieselprobleme haben auch Müllabfuhr und Straßenreinigung. 40 Müllwagen, die als "Normalversion" 250.000 Euro kosten, sind in Wuppertal unterwegs. Elektromüllfahrzeuge kosten 700.000 Euro pro Stück — und versagen ebenfalls an den steilen Straßen der Stadt. Das gilt auch für die Kehrmaschinen, die üblicherweise mit 110.000 Euro zu Buche schlagen, mit Stromantrieb aber gleich 350.000 Euro kosten. Martin Bickenbach, Chef der Abfallwirtschaft: "In Sachen Elektroantrieb gibt es nichts Vernünftiges. Die Industrie hat nicht rechtzeitig reagiert, sie ist einfach noch nicht soweit."

Eine Zusatz-Idee: Den Verkehrsfluss in den Stickoxid-Problembereichen Gathe, Briller und Uellendahler Straße mit neuen Digital-Ampelschaltungen so zu verbessern, dass abgasreiche Staus entzerrt oder aber an Stellen mit besserer Durchlüftung verschoben werden. Und: Die Müllabfuhr (deren Arbeit den Verkehr staut) wird auf den Problemstrecken in Zukunft nicht mehr vor 9 Uhr anrücken.

Oberbürgermeister Mucke passt auch die nach dem Berliner "Diesel-Gipfel" angekündigte Bundesgeldvergabepraxis für Förderprogramme in betroffenen Kommunen nicht: Die Städte müss(t)en Eigenanteile bezahlen. Andreas Mucke: "Abgesehen davon, dass ich gar nicht einsehe, dass wir Städte für die Folgen der Manipulationen der Autoindustrie zahlen sollen, wüsste ich auch gar nicht, wo ich das Geld hernehmen soll."