Integration Neue Initiative ermöglicht Begegnung

Wuppertal · Mit der Initiative "Willkommen in Wuppertal" schafft das Nachbarschaftsheim in Kooperation mit der Stadt Wuppertal neue Begegnungsmöglichkeiten zwischen neuen und alteingesessenen Wuppertalern.

Integration: Neue Initiative ermöglicht Begegnung
Foto: Nachbarschaftsheim Wuppertal

Mit ihrer Ankunft durften viele Flüchtlinge eine große Welle der Hilfsbereitschaft erleben. Mittlerweile sind in der Regel Wohnungen gefunden und — oft mit Hilfe von Spenden — eingerichtet, Kinder besuchen Kindergarten und Schule, die Eltern Sprachkurse. "Jetzt fängt Integration erst an", so Manuela Salem aus dem Nachbarschaftsheim. "Die Menschen konnten ein bisschen zur Ruhe kommen und sich orientieren. Viele möchten nun die deutsche Sprache praktizieren, Kontakte zu Deutschen knüpfen und unsere Gesellschaft besser kennenlernen."

Eine nachhaltige Integration, die nur mit Hilfe der Aufnahmegesellschaft glücken kann: "Wenn beide Seiten offen aufeinander zugehen, können alle nur gewinnen" so Salem. "Als hauptamtliche Mitarbeiter des Nachbarschaftsheims engagieren wir uns für ein positives Miteinander der Kulturen und freuen uns über Wuppertaler, die dies ehrenamtlich mit uns gestalten."

Pädagogin Susanne Herring koordiniert als städtische Mitarbeiterin die Flüchtlingshilfe im Nachbarschaftsheim: "Wir möchten Rollen aufbrechen, so dass Flüchtlinge zu Gestaltern werden. Wir wünschen uns, dass Menschen aus anderen Ländern selbst Angebote in unserem Haus machen. Wer
in seiner Heimat Themenabende, Kochkurse, Sport-, Bewegungs- oder Musikangebote gemacht hat oder dies gerne ausprobieren möchte, kann dies hier mit uns tun."

Das Nachbarschaftsheim bietet verschiedene Informations-, Sprachförder- und Bildungsangebote, neue Angebote konzipieren Geflüchtete in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Hauses selbst. So gibt es ab 27. März im Nachbarschaftsheim einen offenen Abendtreff: Jungen Erwachsenen stellt das Haus Räumlichkeiten zum Kickern, Billardspielen, Teetrinken und zum Austausch zur Verfügung.

"Mancher junge Flüchtling, dem zuhause alleine die Decke auf den Kopf fällt, freut sich über einen Anlaufpunkt auf neutralem Boden. Einen Ort, wo er Zeit verbringen und neue Leute kennenlernen kann," so Herring. Dem Wunsch nach Integration in den Arbeitsmarkt kommt die Veranstaltungsreihe "Firmen und Berufe in Wuppertal" nach, die das Nachbarschaftsheim gemeinsam mit den Wirtschaftsjunioren Wuppertal anbietet. Weitere Angebote sind im Entstehen.

Viele Menschen engagieren sich bereits zusammen mit den hauptamtlichen Mitarbeitern für die Neuankömmlinge in Wuppertal: Friedbert Mühlhoff bietet ehrenamtlich eine von vier wöchentlichen Deutsch-Konversationsgruppe
im Nachbarschaftsheim an. "Unsere Themen sind 'selbstgemacht‘ und richten sich nach den Bedarfen der Schüler." So wird nicht systematisch Grammatik gelehrt, sondern wöchentlich besprochen, welches Thema in der Folgestunde gewünscht ist. Oft vermittelt Mühlhoff den Lehrstoff
dann unkonventionell und mit Hilfe von Anschauungsmaterial, Exkursionen oder auch gemeinsamen Ratespielen. "Dieses Engagement erfüllt mich sehr und bietet vielen Flüchtlingen eine sinnvolle Überbrückung der Wartezeit auf einen Sprachkurs. Meine Schüler sind hochmotiviert und wir haben
viel Spaß miteinander." Syrische Ärzte besuchen Mühlhoffs Angebot genauso wie Menschen, denen sich erstmalig eine Chance auf Bildung bietet. "Derzeit freue ich mich vor allem über einen jungen, lebensfrohen Libyer, der nie eine Schule besucht hat. Er ist extrem wißbegierig und mit jedem Buchstaben eröffnet sich ihm eine neue Welt."

Ulrike und Stefan Rögels haben sich mit einer sechsköpfigen Familie aus Syrien angefreundet. "Deutsche Ansprechpartner wurden gesucht, die die Familie im Kontakt mit Behörden unterstützt. Die 19- und 20-jährigen Mädchen hatten zuvor in Syrien die Universität besucht und suchten hier
sinnvolle Anschlussperspektiven."

Mittlerweile ist aus der organisatorischen Hilfe Freundschaft geworden. "Wir unternehmen oft etwas miteinander und tauschen uns über viele Dinge aus." Ein Jahr nach ihrer Ankunft besuchen die minderjährigen Kinder Gymnasium und Berufskolleg, die volljährigen Kinder jobben bzw. haben einen Ausbildung begonnen. "Wir möchten Begegnungen ermöglichen zwischen neuangekommenen und alteingesessenen
Wuppertaler" so Koordinatorin Susanne Herring "und freuen uns über Menschen, die diese Prozesse mit uns gestalten. Hauptamtliche Ansprechpartner, der Austausch unter Ehrenamtlichen und kostenlose Fortbildungen sind für jedes ehrenamtliche Engagement im Nachbarschaftsheim selbstverständlich."

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