Anwohner contra Besucher Luisenviertel: Wer bringt den Stein ins Rollen?

Wuppertal · Aufhänger der Diskussion über den Lärmpegel im Luisenviertel war — wie jedes Jahr — der Start der Außengastronomie im Sommer. Das Thema ist nicht neu, doch die Toleranzgrenze der Anwohner scheint in diesem Jahr erreicht.

 In Sachen Luisenstraße steht fest: Ein gemeinsamer Austausch zwischen Anwohnern, Gastronomen und Besuchern ist notwendig.

In Sachen Luisenstraße steht fest: Ein gemeinsamer Austausch zwischen Anwohnern, Gastronomen und Besuchern ist notwendig.

Foto: Bettina Osswald

Bereits seit Ende der 70er Jahre gibt es im Luisenviertel Gastronomie. Eine der ältesten Lokalitäten ist das Café du Congo, damals noch Goldene 118. Auch das Katzengold und das Café Müller (heute Beatz und Kekse) sind schon lange feste Anlaufpunkte in der Luisenstraße, genauso wie Dios Taverne an der Obergrünewalder Straße. Dionissios "Dio" Tsanakidis zählt sich selbst gerne zu den dienstältesten Gastronomen des Viertels. "Die meisten Lokale gibt es hier schon seit über 30 Jahren. Früher war es genauso laut und es hat keinen gestört", sagt er und gibt zu bedenken: "Was wären die Immobilien der Eigentümer wert, wenn es keine Gastronomie im Viertel gäbe?"

Doch nicht nur der Lärmpegel ist für die Anwohner des Luisenviertels ein Thema. Einige sprechen von "pinkelnden jungen Männern, Pizzakartons, Pommesverpackungen und Bierflaschen morgens vor der Haustüre". Hat sich das Luisenviertel in den letzten Jahren tatsächlich verändert?

Pia Brandau lebt selbst im Viertel und kennt die frühere Luisenstraße noch aus Erzählungen. "Meine Eltern haben dort vor 35 Jahren über dem Katzengold gewohnt. Ich liebe die alten Geschichten. Damals sind die Menschen mit geöffnetem Kofferraum und lauter Musik in ihren Autos um den Block gefahren, und natürlich gab es auch damals schon Leute, die auf die Straße gebrochen, an Hauswände gepinkelt und ihren Müll überall verteilt haben", berichtet sie.

Doch auch wenn Pizzakartons und Bierflaschen stören, ist und bleibt das dringendste Problem die Lautstärke. Zwar werden Besucher der Außengastronomie ab 22 Uhr draußen nicht mehr bedient, aber wer qualmen will, muss seit dem Kneipen-Rauchverbot eben vor die Tür. Gerade in der Mitte der Luisenstraße, vor der Viertelbar und der Luise, ballen sich die Besucher und tragen erheblich zum Anstieg des Lärmpegels bei. "Viele denken einfach nicht daran, dass hier auch Menschen wohnen", weiß Jeanette Diermann, Miteigentümerin des Hauses ihres Großvaters in der Luisenstraße. "Das Viertel lebt von den Einzelhändlern, den Anwohnern und der Gastronomie. Da sollte keiner zu Lasten des anderen profitieren, es geht um ein Miteinander und ein Leben nebeneinander", sagt sie.

Diesen Ansatz verfolgt auch Selly Wane, Besitzerin des Swane Cafés in der Luisenstraße. Sie bietet erst seit vergangenem Sommer Außengastronomie auf der Luisenstraße an. Trotzdem hat auch sie schon Erfahrungen mit lärmenden Viertel-Besuchern gemacht: "Es kommt vor, dass Menschen sich einfach so nach Mitternacht in die Außengastronomie setzen, ohne bedient zu werden und wir davon drinnen nichts mitbekommen."

Im Oktober trafen sich Anwohner und Gastronomen der Luisenstraße erstmals zu einem runden Tisch in der Sophienkirche, um bestehende Probleme im Plenum anzusprechen und zusammen nach Lösungen zu suchen.

Selly Wane schlug vor, gemeinsam mit Gastronomen und Anwohnern eine Kampagne zu starten, um Besucher für die Lärmproblematik zu sensibilisieren. "Ich könnte mir vorstellen, Plakate zu entwerfen, Aktionen auf der Straße durchzuführen, die Presse einzuladen und mit den Studenten der Uni zusammenzuarbeiten, um die Besucher auf das Thema aufmerksam zu machen", schildert sie ihre Überlegungen. Neben dem Kampagnen-Vorschlag entstand zudem die Idee, einen regelmäßigen Stammtisch von Anwohnern und Gastronomen ins Leben zu rufen. Der Vorschlag fand Anklang, eine Aktion folgte noch nicht.

"Ich sehe mich als Teil des großen Ganzen und trage gern zur Besserung der Situation bei", sagt Achim Brand vom Café du Congo. Da er selbst bisher jedoch kaum Beschwerden von Anwohnern über die Lautstärke erhalten hat, möchte er nicht als Initiator einer Aktion in den Vordergrund treten. "Durch zu viel Aufmerksamkeit kocht die Diskussion schnell hoch — und plötzlich beschweren sich Menschen, die vorher nie auf die Idee gekommen wären, etwas zu sagen", gibt er zu bedenken.

Auch Florian Horras von der Viertelbar sieht das so: "Ich möchte die Diskussion nicht weiter anheizen und hoffe, dass sich die Lage wieder entspannt."

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