1. Lokales

Prozess beendet: Kündigung und gutes Zeugnis

Prozess beendet : Kündigung und gutes Zeugnis

Der Fall hat im Frühjahr viele Rundschau-Leser bewegt: Monatelang lenkte ein 17-jähriger Azubi ohne Fahrberechtigung offizielle Linienbusse der Wuppertaler Stadtwerke. Als die illegalen Touren aufflogen und sein Traum vom Busfahrer-Job platzte, nahm sich der junge Mann das Leben.

Weil er dem 17-Jährigen seinen Bus einfach überließ und stattdessen unerlaubt Pause machte, entließen die WSW daraufhin einen Busfahrer fristlos. Jetzt einigte man sich vor dem Arbeitsgericht: Der ehemalige Busfahrer akzeptiert die Kündigung und bekommt ein letztes Monatsgehalt sowie ein wohlwollendes Zeugnis.

Der Vorwurf klingt angesichts der dramatischen Ereignisse im Hintergrund eigentlich recht banal: Ein früherer Busfahrer der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) machte unerlaubt Pause, während ein Fremder für ihn mit Passagieren durch Barmen fuhr. Die WSW kündigten dem Mitarbeiter fristlos, doch dieser klagte dagegen. Jetzt kam es vor dem Arbeitsgericht zur Einigung: Der ehemalige Angestellte nahm seine Kündigung an, im Gegenzug zahlt ihm das Unternehmen ein letztes Monatsgehalt und schreibt ein wohlwollendes Zeugnis. Damit ist das Verfahren erledigt.

Inzwischen hat sich herausgestellt: Der Aushilfsfahrer auf eigene Faust war Auszubildender der WSW. Kurz nachdem seine illegalen Fahrten aufflogen, soll der 17-Jährige Suizid begangen haben. Die nötigen Erlaubnisse zum Busfahren habe er nicht gehabt. Laut Gericht werfen die WSW ihrem ehemaligen Angestellten zwei unerlaubte Pausen an zwei Tagen vor. Dauer: 30 bis 60 Minuten. Die nicht geleistete Arbeitszeit habe er jedoch abgerechnet.

  • 17-jähriger Azubi lenkte Linienbusse : Arbeitszeitbetrug eines Busfahrer-Kollegen?
  • Prozess vor Arbeitsgericht : Schuld auf einzelnen Busfahrer abwälzen?
  • Die Wasserstoffbusse der WSW.
    100 Tage-Bilanz : WSW-Wasserstoffbusse auf Erfolgsspur

Die Ausmaße der Konsequenzen seines Handelns verdeutlichte Arbeitsrichterin Gabriele Schon: "Wenn ich sowas gehört hätte, dann hätte ich Mega-Angst bekommen, dass mein Kind womöglich in so einem Bus gesessen hat, oder dass es auf der Straße von so einem ungeübten Fahrer angefahren wird." Er müsse verstehen, dass die Stadtwerke ihn nicht mehr beschäftigen wollen.

Der so Angesprochene blieb dabei: Er habe den 17-Jährigen nicht gekannt und für einen voll ausgebildeten Fahrer gehalten. Zu seiner Situation erklärte er: "Ich möchte gern weiter als Busfahrer arbeiten. Das wäre für mich schön. Ich war zehn Jahre in dem Unternehmen." Urlaub, Überstunden und sonstige Ansprüche aus dem beendeten Arbeitsverhältnis sind geklärt. Der gekündigte Fahrer bekommt ein Arbeitszeugnis mit der Note "gut".