Am Friedhof Schellenbeck Kampfsport neben Gräbern

Wuppertal · In das ehemalige Verkaufsgewächshaus auf dem evangelischen Friedhof Schellenbeck ist wieder Leben eingekehrt. Im Angebot sind hier aber keine Blumen mehr, sondern gelebte Kampfkünste.

In dem Glashaus macht Kampfsportler Sascha Ernst (41) nach 13 Jahren in Kapstadt einen beruflichen Neuanfang. Der hünenhafte neue Mieter unterrichtet hier seit drei Monaten unter anderem Krav Maga, Mixed Martial Arts, Brazilian Jiu Jitsu und Cardio-Kickboxen. Bedenken angesichts der unmittelbaren Nachbarschaft von Sport und Gräbern haben Sascha Ernst und sein Partner Georgios Pacos nicht. Sie sprechen von einem Erfolgsmodell: "Wir bekommen großen Zuspruch. Von der Gennebrecker Straße ist unser Angebot bestens einsichtig. Auch Friedhofsbesucher bekundeten, dass durch unsere Kampfschule ein Stück mehr Sicherheit auf dem Friedhof eingekehrt ist."

Rundschau-Leser Siegfried Wächter sieht das anders und unterstellt dem evangelischen Friedhofsverband als Eigentümer der Immobilie "Niveaulosigkeit und Missachtung der christlichen Werte", weil die ersten Gräber nur 20 Meter von dem ehemaligen Blumen-Gewächshaus entfernt sind.

Verbands-Geschäftsführer Ingo Schellenberg räumt ein, dass man sich bei der Vermietung an das Sportstudio "Body Masters" schwer getan hat: "Nach zwei Jahren Leerstand mussten wir handeln. Die Zeiten haben sich geändert. Auf Friedhöfen sind schon Spielplätze eingerichtet worden, auch Konzerte fanden an den Ruhestätten schon statt."

Im Vorstand des Friedhofsverbandes habe es trotzdem gemischte Reaktionen auf die Vermietungspläne gegeben. Deshalb habe man über den Mieter zuvor Auskünfte eingeholt. Letztendlich sei die positive Entscheidung durch den Schellenbecker Friedhofsnachbarn Georgios Pacos beeinflusst worden. Der Deutsch-Grieche betreibt eine Psychologie- und Coaching-Praxis und ist Mental-Trainer von Sascha Ernst, der am 9. April in Köln um einen EM-Titel in den "Mixed Martial-Arts" kämpft.

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