Neue politische Bewegung DiEM25: "Anders als die Etablierten"

Wuppertal · Man liest es immer öfter: Deutschland brauche eine neue linke Bewegung — vergleichbar mit "Podemos" (= "wir können") in Spanien. Yanis Varoufakis, griechischer Ex-Finanzminister, hat DiEM25 gegründet.

 Michael Fromm (63) war jahrzehntelang in der SPD und der Gewerkschaftsbewegung aktiv. Mit Politik wollte er nichts mehr zu tun haben. Jetzt hat ihn — mit einer ehrenamtlichen 40-Stunden-Woche — das „DiEM25-Fieber“ gepackt.

Michael Fromm (63) war jahrzehntelang in der SPD und der Gewerkschaftsbewegung aktiv. Mit Politik wollte er nichts mehr zu tun haben. Jetzt hat ihn — mit einer ehrenamtlichen 40-Stunden-Woche — das „DiEM25-Fieber“ gepackt.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Der Wuppertaler Michael Fromm koordiniert die bergische Sektion.

DiEM25 steht für "Democracy in Europe Movement 2025". Die Bewegung will sich parteiähnlich aufstellen — und zur Europawahl 2019 antreten. Fromm, der lange als Führungskräfte-Coach gearbeitet hat, war gleich zu Beginn fasziniert von Yanis Varoufakis, hat ihn selbst getroffen: "Ich fand es sehr imposant, wie er die Politszene aufgemischt hat. Er ist aber keineswegs der 'Polit-Rocker', als der er immer dargestellt wird." Im Frühjahr 2017 schloss Fromm sich dann DiEM25 an — koordiniert jetzt die 50-köpfige Gruppe Bergisches Land.

DiEM25 setzt voll auf Europa — gegen Rechtsruck und Rechtspopulismus. Michael Fromm: "Altersmäßig liegen wir zwischen 20 und 35 Jahren. Ich bin im Vergleich einer der Ältesten. Es macht Mut, wenn man sieht, dass sich junge Leute wieder für Politik begeistern. Und, dass das Wort Basisdemokratie hier sehr ernst genommen wird."

Für DiEM25 leidet Europa an fünf Krisen: Banken, Schulden, niedrige Investitionen, Armut und Migration. Die EU, so wird befürchtet, sei im Begriff zu zerfallen, weil das Vertrauen schwindet. Folge(n): Menschenverachtung, Fremdenfeindlichkeit, Nationalismus. Die Zeit drängt, das sieht auch Michael Fromm so: "DiEM25 ist eine Anlaufstelle für Grüne, Linke, Liberale und alle anderen progressiven, modernen Menschen, die sich in klassischen Parteien nicht mehr wiederfinden, aber ein modernes, menschliches Europa mit Wohlstand, Frieden und Solidarität wollen." Drei (Stufen-)Ziele hat die Bewegung: Sofort sollen alle Europäer erfahren, was ihre Abgeordneten in Brüssel im Namen ihrer Wähler eigentlich tatsächlich tun. Innerhalb eines Jahres müsse eine Kampagne starten, um die fünf Krisen zu stabilisieren. Und 2025 (daher die Zahl 25 im Namen der Bewegung) soll — nach intensiver Diskussion — eine demokratische Verfassung für Europa auf den Weg gebracht werden.

Ehrgeizige Ziele? "Ja", sagt Michael Fromm, "aber wir Menschen, die links und der Zukunft zugewandt denken, müssen jetzt handeln. Anders als die Etablierten." Und weiter: "Das Gegenteil sieht man an Deutschland: Zwölf Jahre Merkel haben zu einer Schlaftablettenmentalität geführt. Die alte Tante SPD schafft den Wandel nicht, die Grünen sind zu einer Mainstream-Partei geworden, die Linke ist in Flügel gespalten. Jetzt sind die gefragt, die wirklich etwas tun wollen."

Gibt's Druck von rechts? "Ja, viele Hasskommentare, aber das schreckt mich nicht ab. DiEM25 ist gerade mal zwei Jahre alt, und schon sehr weit."

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