Wuppertalerin mit historischer Reise in die USA Auf den Spuren des Ururgroßvaters

Wuppertal · Sybille Victoria Randoll trat am Freitag (6. Mai 2016) vom Bahnhof Barmen eine sechsmonatige Amerikareise ein. Damit verwirklicht sie einen Traum, den Spuren ihres Ururgroßvaters zu folgen, der als Wuppertaler Lederfabrikant im Dezember 1880 nach Montana reiste.

 Freitag, 10.36 Uhr, Barmer Bahnhof: Sybille Victoria Randoll tritt die gleiche Reise an, wie ihr Ururgroßvater vor 136 Jahren an gleicher Stelle.

Freitag, 10.36 Uhr, Barmer Bahnhof: Sybille Victoria Randoll tritt die gleiche Reise an, wie ihr Ururgroßvater vor 136 Jahren an gleicher Stelle.

Foto: Raina Seinsche

Aufgeregt ist sie schon, schließlich bricht man nicht alle Tage aus dem bürgerlichen Leben einer PR-Managerin aus, um für sechs Monate alleine durch die USA zu reisen. Doch Sybille Victoria Randoll ist optimistisch: "Ich bin einfach gespannt, was ich so alles erleben werde. Angst habe ich keine, ich bin gut vorbereitet. Und um möglichst stilecht zu reisen, habe ich mir ein Kleid im Stil von 1880 schneidern lassen, natürlich mit Hut und Schirmchen. Das werde ich aber nur zu besonderen Gelegenheiten tragen", erzählt die reiselustige Dame, die auch in Wuppertal den Spuren ihres Ahnen folgte, sich von ihrem Onkel zeigen ließ, wo einst die Lederfabrik von Otto Dahl stand.

Dahl reiste 1880 von Bremerhaven nach New York und dann mit Eisenbahn und Postkutsche weiter bis Bozeman in Montana, wo er in einer Lederfabrik neue Techniken erlernte. Als er die Nachricht vom Tod seines Vaters erhielt, kehrte er nach Wuppertal zurück. Über die gesamte Reise hat er akribisch Tagebuch geführt. Ein dickes, in Leder gebundenes Buch mit handschriftlichen Notizen brachte er seiner Familie mit.

"Meine Großmutter machte sich die Mühe und tippte diese Aufzeichnungen ab und gab allen Enkeln und Urenkeln je ein Exemplar dieses Reiseberichts. Eigentlich mehr aus Langeweile als aus Interesse fing ich Weihnachten 2012 an, darin zu lesen. Doch schon nach wenigen Seiten war ich fasziniert und legte das Buch nicht mehr aus den Händen. Mehr und mehr verfestigte sich der Plan, die Reise selber einmal zu machen."

Jetzt verwirklicht Sibylle Victoria Randoll diese Idee. Mit dem Zug geht es von Barmen nach Bremerhaven und von dort nach Southampton. Hier wird Randoll an Bord der "Queen Mary 2" über den Atlantik nach New York reisen. "Da es keine Postkutschen mehr gibt, nehme ich Bus und Bahn, um nach Montana zu gelangen. Auf der Rückfahrt nehme ich eine andere Route. Denn ich möchte Städte wie Milwaukee und Cincinnati besuchen, in die viele Deutsche damals ausgewandert sind. Dort will ich sehen, was von der deutschen Kultur im fernen Amerika noch erhalten ist."

Ähnlich wie der Ururgroßvater es schon 1880 tat, wird auch Sibylle Victoria Randoll ihre Reise in Form eines Tagebuches aufzeichnen. Jedoch nicht mit Bleistift und Papier, sondern zeitgemäß in Form einen Internet-Blogs, der auch viele Fotos enthalten wird.

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