Prozess vor dem Amtsgericht 100.000 Euro beiseite geschafft

Wuppertal · Glimpfliches Ende für ein angeklagtes Paar im Prozess um eine Wuppertaler Tankstelle: Das Amtsgericht verurteilte die 39 Jahre alte Betreiberin zu acht Monaten Haft — auf Bewährung.

 Die Angeklagten mit ihren Verteidigern.

Die Angeklagten mit ihren Verteidigern.

Foto: Lotze

Laut ihrem Geständnis gab die Frau im Februar 2013 mehr als 100.000 Euro Kredite an Verwandte zurück, obwohl sie selbst völlig überschuldet war — dabei hätte das Geld eigentlich anderen Gläubigern zugestanden. Richter Lars Petersen kommentierte: "Das ist zwar verständlich, weil sie ihre Familie jeden Tag sah, aber es ist nicht das, was das Gesetz vorschreibt."

Ihr Mann (42) muss für die Tat 150 Stunden gemeinnützig arbeiten, dann stellt das Gericht das Verfahren gegen ihn ein. Vom Tisch sind Vorwürfe wegen schweren Betruges: Laut Staatsanwaltschaft bezog das Paar für 430.000 Euro Diesel und Benzin, ohne zahlen zu können. Eine Bank habe den Überziehungskredit gekündigt, weil die Tankstelle ständig Minus machte. Ein Zeuge der Bank bestätigte: "Uns war klar geworden, dass sie Sprit auf unsere Kosten verkauften."

Beide Angeklagten hatten die Tankstelle fünf Jahre lang betrieben. Richter Petersen stellte fest: Alle Bestellungen hatte die Angeklagte aufgegeben, bevor die Bank ihr den Kredit kündigte. Deswegen schied der Vorwurf des Betruges aus. Eine Großlieferung Kraftstoff zwei Tage nach dem Datum war nicht belegt.

Auch im Raum stehende mutmaßlich betrügerische Einkäufe von Tabak- und Süßwaren aus der Metro sowie von Laptops und Elektro-Artikeln hat das Gericht nicht beweisen können. Die Angeklagte kann Berufung gegen das Urteil einlegen. Wegen der offenen Rechnungen der Lieferanten laufen weitere Prozesse.

Die 39-Jährige ist Mutter von drei Kindern und arbeitet in Vollzeit als Kassiererin — "in einer Tankstelle", wie sie schmunzelnd zugab.

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