Leser Der Kubus dominiert alles

Betr.: Döppersberg und Werbung vor der Stadthalle

Karfreitag, Händel-Chorkonzert in der Historischen Stadthalle. In der Pause geht der Blick aus dem Foyer auf die Werbesäule, die vor dem Treppenaufgang zu unserem schönen Konzertsaal steht. Die Endlos-Werbeschleife ist in Bewegung: 30 Jahre Klavierfestval Ruhr — Landeswettbewerb "Jugend musiziert" — 7. Sinfoniekonzert — Musikalische Kaffeetafel, Moderation Annika Boos...

Und plötzlich — habe ich richtig gesehen (?) — ein ganz anderes Bildmotiv. Ziemlich unauffällig die bekannten Wahrzeichen unserer Stadt: Die Schwebebahn ringelt sich am unteren Bildrand, rechts davon, total unscheinbar, hat sich die Fassade des Hauptbahnhofs verkrümelt, bräunlich auf noch düstererem Grund, und daneben — ich war perplex — der Kubus, das Bild eindeutig dominierend, unübersehbar ins lichte Himmelsblau ragend. Ich rieb mir die Augen. Eine Halluzination? Schwupps, da war das Bild weg. Aber ja, könnte sein, so stellen sich die neuen Größenverhältnisse am Döpps für einen professionell arbeitenden Werbedesigner eben dar. Das Bronzemonster erschlägt alles.

Nach Konzertschluss draußen ein Kontrollblick. Das Bild ist ja nur kurz zu sehen. Minutenlanges Warten, da ist das Bild wieder, doch keine Halluzination.

Kubus dominator, das neue Wahrzeichen Wuppertals.

Wolfgang Diepenthal, Taubenstraße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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