„Ganze Straßenzüge brannten ab“

Der pensionierte Wuppertaler Feuerwehrmann Stephan Besche ist zurzeit Nicaragua. Besche geht es darum, die Kontakt zwischen der Feuerwehr in Wuppertal und der Partnerstadt Matagalpa zu pflegen. Jetzt herrschen in dem mittelamerikanischen Land politische Unruhen.

 Stephan Besche (rechts) zusammen mit Kollegen aus Matagalpa — und einem gespendeten Wuppertaler Krankenwagen.

Stephan Besche (rechts) zusammen mit Kollegen aus Matagalpa — und einem gespendeten Wuppertaler Krankenwagen.

Foto: Feuerwehr Matagalpa

Am Sonntag, 22. April, schrieb Stephan Besche per Mail: "Liebe Rundschau-Leser, bei meinem mittlerweile fünften Besuch in Matagalpa/Nicaragua konnte ich mich davon überzeugen, dass die 2016 gespendeten Krankenwagen gute Dienste leisten, auch wenn einer leider einen kapitalen Defekt hat. Im Moment eskaliert hier die Situation. Die Menschen haben reale Angst vor einem Bürgerkrieg. In Managua und Leon hat es schon über 15 Tote gegeben. Die Situation in Matagalpa wird unübersichtlich. Die Geschäfte und Restaurants schließen. Ortega (der Präsident des Landes) hat die Leidensfähigkeit der Bevölkerung überreizt. Sozialabgaben zu erhöhen und gleichzeitig die Renten zu senken ist schon starker Tobak. Meine Fahrt nach Leon werde ich wohl canceln, weil ein Generalstreik ausgerufen wurde. Ich bin bei einem Deutschen in den Bergen und dort sicher. Das Auswärtige Amt warnt mich stündlich vor einer weiteren Zuspitzung."

Einen Tag später, am Montag, 23. April, erreichte uns diese Mail: "Die Lage hat sich etwas entspannt, da die Regierung die angekündigten Maßnahmen am Sonntag zurückgenommen hat. Jetzt muss sich nur noch der Mob auf der Straße beruhigen, der die rechtsfreie Lage für persönliche Bereicherung ausnutzt. In der Stadt Leon hat die Staatliche Feuerwehr ein Löschverbot bekommen. Es brannten ganze Straßenzüge ab. Daraufhin wollten die Menschen die Feuerwache anzünden. Gelöscht aber wurde dann durch die privaten organisierten 'Benemeritos', die aber allein überfordert waren. Das System mit zwei bis drei unterschiedlichen Feuerwehren ist für uns undenkbar. In Matagalpa ist es etwas ruhiger — bis auf kleine Scharmützel mit Macheten. Bin gerade in Jinotega, der Partnerstadt von Solingen, hier ist auch wieder alles ruhig. Keiner kann sagen, für wie lange und ob das Volk sich mit den Maßnahmen zufrieden gibt."

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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