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"Blick zurück im Zorn": Er schreit, tobt, gibt alles

"Blick zurück im Zorn" : Er schreit, tobt, gibt alles

Manche Themen sind einfach zeitlos: Premiere von John Osbornes "Blick zurück im Zorn" im Theater am Engelsgarten.

In dem Drama aus dem Jahr 1956 geht es vordergründig um ein Ehepaar, Jimmy und Alison (Alexander Peiler und Lena Vogt), die sich mit Cliff (Martin Petschan) eine Wohnung teilen. Jimmy ist jähzornig und macht Frau und Freund regelmäßig fertig.

In einer sehr intensiven Szene, die Alexander Peiler großartig interpretiert, offenbart Jimmy den Hintergrund für seine Wut: Als Zehnjähriger musste er seinem Vater beim Sterben zusehen. Die Mutter war zu Gefühlen unfähig. Jetzt ist er wütend auf die (ungerechte) Gesellschaft.

Die Handlung ist topaktuell. Das versucht das Team um die junge Regisseurin Mirjam Loibl durch bewussten Verzicht auf eine zeitliche oder räumliche Zuordnung darzustellen. Bühnen- und Kostümbildner Thilo Ullrich hat statt eines Wohnzimmers einen Steg gebaut. Er ist eine Hürde, über die die Figuren mal klettern, dann darauf stehen, mitgehen oder sich davor legen. Die drehende Mitte wirkt wie der Zeiger einer Uhr. Anhalten können die Figuren ihn nur mit großer Mühe.

Die Figuren leiden unter der Monotonie ihres Lebens. Das sieht und fühlt man in dieser Inszenierung besonders deutlich. Der drehende Steg ist fürs Publikum anstrengend, genauso die unterschwellig wabernde Elektromusik (Constantin John). Ein wenig Farbe und Abwechslung kommt mit Helena (Julia Reznik) ins Spiel. Sie will ihre alte Freundin Alison aus deren Lebenssituation befreien. Dies scheint umso wichtiger, da Alison nun schwanger ist. Als schließlich Colonel Redfern (Stefan Walz) seine Tochter Alison abholt, geht sie mit.

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In dieser Szene setzt Constantin John ein einziges Mal wiedererkennbare Musik ein: Er lässt Stefan Walz (wunderbare Stimme!) "The great pretender" singen und dazu auf einer E-Gitarre ohne Verstärker zupfen, während Alison allein auf dem Steg steht.
Insgesamt setzt die Regie darauf, dass das Publikum mit dem Stück vertraut ist. Mit einem Bühnenbild, das reine Symbolik liefert, und einer Gitarre als einzigem Requisit, wird nicht nur Zeitlosigkeit, sondern stellenweise auch Ratlosigkeit erreicht.

Was soll es bedeuten, wenn Jim den Steg so schnell dreht, dass Alison sich nur noch krampfhaft festhalten kann, und hinterher zugibt, es mit Absicht getan zu haben? Im Original verbrennt er ihr den Arm mit einem Bügeleisen. Am Hauptdarsteller liegt es nicht, dass Fragen bleiben. Denn Alexander Peiler gibt alles. Er schreit und tobt — und vermittelt Jimmys Gefühle sehr anschaulich.
Besonders für seine Darstellung lohnt sich ein Besuch von "Blick zurück im Zorn" — einem komplexen, durchaus zeitlosen Stück, dem ein bisschen mehr Anschaulichkeit gut getan hätte.

Die nächsten Aufführungen: 1. November 18 Uhr, 2. und 10. November 19.30 Uhr, 11. November 18 Uhr, 14. Dezember 19.30 Uhr, 10. Januar 18 Uhr.