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Kultur: Das Tanztheater leistet Trauerarbeit

Kultur : Das Tanztheater leistet Trauerarbeit

Es ist ein ziemlich langer Abend geworden: Satte dreieinhalb Stunden dauert das neue Stück des Tanztheaters, das zur Uraufführung am Samstag (2. Juni 2018) im Opernhaus noch keinen Namen hat und deshalb erst einmal unter der Bezeichnung "Neues Stück II" gespielt wird.

Das ist ja beste Pina-Bausch-Tradition, und auch sonst knüpft der Norweger Alan Lucien Øyen in seiner Kreation an die frühen Tanzabende der großen Choreographin an. Es wird viel gesprochen, meistens in englischer Sprache, was dem Publikum einiges an Sprachkenntnissen und Konzentration abfordert. Inhaltlich dreht sich der durch und durch melancholische Abend um den Tod, genauer um das Erinnern an Verstorbene.

Im Bühnenbild von Alex Eales lassen sich verschiebbare Elemente zu kleinen Räumen zusammenschieben, karge Wohnräume wie aus den 1960er-Jahren, und vieles wirkt wie eine Spurensuche zu gedämpfter Musik. Tänzerin Helena Pikon begibt sich auf eine Erinnerungsreise nach ihrem verstorbenen Bruder, das ist der wichtigste der vielen Handlungsfäden, die auch absurde Momente einschließen, ohne die Trauerstimmung nachhaltig aufreißen zu können.

Getanzt wird auch, wobei das Stück noch sehr viel mehr Raum für den Tanz als Ausdrucksmedium für das böte, was sich durch Sprache nicht sagen lässt. Viel stärker als drei Wochen zuvor Dimitris Papaioannou bei der ersten der beiden Uraufführungen stellt Øyen die Tänzerpersönlichkeiten in den Mittelpunkt. Das Stück berührt und passt durchaus gut zum Ensemble und seiner Geschichte, könnte allerdings deutliche Straffungen du stärkere Kontraste vertragen — und eben mehr Tanz, so der erste Eindruck. Das Premierenpublikum feierte Øyen, sein Stück und die Tänzer mit lang anhaltendem und begeistertem Applaus.

Mehr zum zweiten neuen Stück des Tanztheaters Pina Bausch lesen Sie am Mittwoch in der Rundschau.