Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Wuppertals Wurstomat

Wuppertal · Geburtstage kommen immer so plötzlich, da kann man schnell mal einen vergessen. Zum Beispiel den 200. von Friedrich Engels. Wie erst jetzt bekannt wurde, steht der völlig überraschend bereits im Jahr 2020 an und erwischt die Stadt Wuppertal damit eiskalt.

 Das Objekt der Begierde ...

Das Objekt der Begierde ...

Foto: Rundschau

Die Restaurierung des Engels-Hauses wird nämlich leider erst gegen Ende des Jubiläumsjahres fertig, so dass wir höchstens draußen für Engels ein kommunistische Mani-Fest ausrichten können.

Tausende chinesische Engels Pilger werden möglicherweise sehr enttäuscht sein, wenn Sie statt vor einer Kultstelle vor einer Baustelle stehen. Sollten Sie im Engels-Garten solche Abordnungen aus Fernost treffen, die auf das Haus zeigen und irritiert fragen "Walum?" antworten Sie bitte höflich in der Landessprache mit "Blandschutz!"

Übrigens kommen nicht nur Geburtstage gerne plötzlich, sondern auch Feiertage. Paaren die sich dann - so wie am Donnerstag - auch noch mit perfektem Grillwetter, dann steht man gerne da und hat gegebenenfalls außer der Schwiegermutter nix für auf den Rost im Haus. Erst durch den "Atomlabor-Blog", der nach eigenen Angaben zu den wichtigsten deutschen Lifestyle-Blogs gehört, wurde ich jetzt darauf aufmerksam, dass Wuppertal bundesweit Vorreiter bei der Lösung dieses Problems ist. Bei uns gibt es nämlich den "Wurstomat"!

Der Wurstomat steht in ländlicher Lage vor einem Metzgerbetrieb an der Bahnstraße in Vohwinkel und funktioniert wie diese mehrstöckigen Süßigkeitenautomaten mit Karussells drin, deren Scheiben man aufschieben kann. Nur dass da keine Gummibärchen, sondern gewürzte Bauchscheiben und alle möglichen anderen bergischen Fleischspezialitäten vom Bratwürstchen bis zum Nackensteak drin sind.

Wenn Sie sich so wie ich an Himmelfahrt da mal spätnachmittags hinstellen, werden Sie sehr schnell zu dem Schluss kommen, dass im Grunde im Wuppertaler Einzelhandel am Vortag keinerlei Grillgut verkauft worden sein kann. Ein Bienenstock ist gegen den Feiertagsbetrieb am Wurstomaten eine verkehrsberuhigte Zone. Selbst einen Autofahrer aus Gelsenkirchen habe ich gesehen, der mit fünf Bergischen Käsekrakauern im Gepäck die Rückfahrt ins Revier antrat.

Es ist nicht weiter überraschend, dass die Preise am Wurstomaten ähnlich gut gewürzt sind wie nach Aussage von Stammkunden die Bauchscheiben. Theoretisch könnte man dafür auch selbst ein Schwein jagen gehen, aber dazu hat man am Feiertag ja meist keine richtige Zeit. Außerdem stellt die Wurstomat-Zielgruppe oft erst in letzter Minute fest, dass das vor drei Tagen gekaufte frische Hackfleisch Halb und Halb inzwischen selbstständig vom Kühlschrank zum Grill laufen kann und dringend ersetzt werden muss. Wahrscheinlich wird der erfinderischen Metzgerei dafür demnächst die Grillnotrettungsmedaille verliehen.

Sollte die Stadt bis 2020 wieder vergessen haben, dass Engels Geburtstag hat, und von Gästen überrascht werden, dann weiß sie jetzt also wenigstens, wo sie sonntags noch was zu Grillen für die herkriegt. Ich sage nur "Wulstomat ..."

Bis die Tage!

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