Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Wohin mit der Wache?

Wuppertal · Das ist doch mal was anderes: Die Wuppertaler Polizei braucht einen Freund und Helfer. Und zwar einen, der ihr eine neue Unterkunft für die für die Wache Döppersberg vermietet. Die ist bisher noch im Köbo-Haus.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Aber dessen neuer Besitzer setzt unsere Ordnungshüter demnächst vor die Tür, weil die leider nicht genug auf der Uniformnaht haben, um die Miete in der künftigen 1-A-Lage zu bezahlen. Es muss also dringend etwas passieren, damit die Polizei nicht am Ende bei ihrer eigenen Kundschaft unter der Brücke schlafen muss.

Eigentlich wollte die Stadt einspringen und die grüne Minna farblich passend im neuen Wupperpark Ost unterbringen. Die behördliche Zusammenarbeit klappte bei dem Immobiliengeschäft hervorragend. Ich fasse mal zusammen: Die Polizei will nicht in den für sie zu spät fertig werdenden Wupperpark, sondern vielleicht ins City-Center, das aus städtischer Perspektive aber kurz hinter dem Mond und damit zu weit vom neuen Döppersberg entfernt liegt, auf dem die Polizei für Ordnung sorgen soll. Am Ende hat die Stadt der Polizei ein Ultimatum gestellt. Ähnlich wie alle Geiselnehmer im "Tatort" war die Verwaltung damit erfolglos: Die Polizei sucht jetzt auf eigene Faust nach einer neuen Bleibe.

Alte Bude gekündigt, neue noch nicht gefunden, wenig Kohle und die Zeit wird immer knapper - diese Situation kennen tausende Erstsemester, die in Wuppertal auf der Suche nach einem WG-Zimmer oder einer Studentenbude sind. Im Gegensatz zu denen geht die Polizei aber einen tendenziell ungewöhnlichen Weg, um das Problem zu lösen: Vermieter dürfen sich ab heute bei ihr bewerben.

Meine bisherige Lebenserfahrung sagt mir allerdings, dass der Mietwohnungsmarkt sonst eher umgekehrt funktioniert. Im Prinzip ist das so, als würde man den Fisch bitten, sich den Köder selbst an die Angel zu hängen.

Diese Methode überrascht auch deshalb, weil die Polizei nicht unerhebliche Ansprüche an das neue Domizil stellt: Absolut zentrale Innenstadtlage mit direkter Anbindung an die Fußgängerzone und das Verkehrsnetz, fast 400 Quadratmeter Fläche, ebenerdiger Eingang und ein bombensicheres Plätzchen für die ganzen Schusswaffen. Mit einem ähnlichen Anforderungsprofil suchen sonst nur russische Oligarchen Eigentumswohnungen in London. Die haben aber ein bisschen mehr auf der Tasche als die Polizei, für deren bis 20. Mai laufenden Teilnahmewettbewerb ich deshalb schwarz sehe.

Aber wie verhindern wir bloß, dass die Döppersberg-Beamten am Ende ihr Büro im VW-Bulli aufmachen und Übeltäter in einer geliehenen Weihnachtsmarktbude einsperren müssen. Die Lösung ist doch ganz einfach: Die Polizei zieht ins Outlet-Center! Das liegt optimal und bietet die einmalige Chance, eine Miete in 1-A-Lage zu refinanzieren. Neben die Wache muss dann nur ein kleiner Security-Shop, in dem die Beamten gebrauchte Handschellen, die alten grünen Uniformen, leicht eingedötschte Gummiknüppel, zu eng gewordene Holster und eingelaufene Schutzwesten verkaufen. Wo doch gerade halb Deutschland dabei ist, sich den kleinen Waffenschein zu besorgen, läuft bestimmt auch das andere Zubehör riesig ...

Bis die Tage!

P.S.: Falls Sie der Polizei trotzdem ein Mietangebot machen wollen, können Sie an 57-Neuanmietung.Wuppertal@polizei.nrw.de mailen. Wenigstens müssen Sie sich von diesem Interessenten garantiert kein Führungszeugnis zeigen lassen ...

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