Nach Toreschluss - die Wochenend-Satire Schappoh!

Wuppertal · Na, Sonntag schon was vor? Nö? Dann hätte ich eine super Idee: Gehen Sie doch mal wählen! Da sind vor zwei Wochen zwei Drittel der Leute ja gar nicht drauf gekommen. Wahrscheinlich konnten sie nicht weg, weil sie noch ein wichtiges Spiel auf der Playstation laufen hatten oder mit Omma Rodonkuchen essen mussten.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Apropos Rodonkuchen: Als ich neulich darüber geschrieben hatte, dass Wuppertaler den "Rodonkuchen" ja "Rodongkuchen" aussprechen und die Leser danach gefragt habe, wo das Wort Rodon(g) eigentlich herkommt, war die Beteiligung deutlich größer als bei der OB-Wahl. Auch weil es offensichtlich noch Menschen gibt, die im Besitz des Wörterbuchs der Elberfelder Mundart von 1910 und der Ausgabe 1951 des "Bergischen Sprachschatz" von Gustav Hermann Halbach sind. Dort wird allgemein das französische Wort "raton" als Ursprung benannt, das eine Art Käsekuchen bezeichnet, der wohl das Vorbild unseres Napfkuchenmodells ist. Da sage ich: Schappoh!

Es gibt diese Woche aber noch mehr neue Erkenntnisse. Zum Beispiel auf dem Automobilsektor. Da hat deutsche Ingenieurkunst speziell im Segment der digitalen Motorensteuerung ja einmal mehr in aller Welt große Aufmerksamkeit erregt. Wenn ich es richtig verstehe, haben die da eine geniale Software entwickelt, die den Schadstoffausstoß von Autos drastisch reduziert, sobald sie auf einen Abgasprüfstand gestellt werden. Noch genialer wäre es vielleicht gewesen, die gleiche Software auch auf der Straße einzusetzen.

Ich habe bisher ja sowieso immer gedacht, ich wäre zu doof zum Autofahren, weil mein Wagen an der Tankstelle viel mehr Durst hat als im Prospekt. Und mir Vorwürfe gemacht, weil ich nicht völlig ausschließen konnte, an der roten Ampel manchmal mit dem Gaspedal gespielt und "wömmm, wöööömmm" gemacht zu haben, um den tiefergelegten Sebastian Vettel für Arme neben mir ein bisschen zu ärgern, auf dass er 100 Meter weiter in die Radarfalle fahre. Aber daran lag es gar nicht.

Es ist vielmehr so, dass die Verbrauchswerte ermittelt werden, indem man Autos auf mit 3.000 Atü aufgepumpten Slicks ohne Rollwiderstand im Vakuum bei konstant 29 Kilometern pro Stunde von einem 35 Kilo schweren Testpiloten mit 300 Knoten Rückenwind über den Teststand fahren lässt, nachdem man vorher sämtliche beweglichen Teile von der Karosserie entfernt hat. Diese Bedingungen sind dann im Alltag nicht immer ganz exakt nachzubilden. Während inzwischen auf jeder Tüte Gummibärchen aus Gründen des Verbraucherschutzes draufstehen muss, ob die Tiere artgerecht gehalten wurden, ist die kleine Verbrauchsfudelei bei den Autos aber EU-rechtlich scheinbar völlig in Ordnung.

Kleiner Tipp: Wenn Sie zu Fuß zum Wahllokal gehen, brauchen Sie gar kein Benzin. Und wie die Wahl ausgeht, können Sie schadstofffrei auf www.wuppertaler-rundschau.de verfolgen. Wenn's sein muss sogar bis zum Losentscheid. Zu dem kommt es nämlich, bei exakter Stimmengleichheit. Das gibt's doch sowieso nicht, meinen Sie? Von wegen: Bei der Landtagswahl 1975 hatten wir das schon mal. Damals gewann Uwe Herder das Pinnchenziehen gegen Manfred Sanden. Sollte es noch mal zu sowas Groteskem kommen und Sie waren nicht wählen, sind Sie Schuld daran. Wissense Bescheid, woll ...

Bis die Tage!

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