Nach Toreschluss — die Wochenendsatire Lehnchen reloaded

Wuppertal · Im Moment wird ja weltweit alles Mögliche auf links gedreht und modernisiert: Die Hauptfeldwebel bei der Bundeswehr sollen eine Zusatzausbildung als Kuschelpädagogen machen. Die Amerikaner ersetzen Oabamacare durch Dr. Trumps Krankenverunsicherung.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Und inzwischen hat sogar die Schweiz einen eigenen Geheimdienst, deren Top-Agent Urs Bond todesmutig vor dem Finanzamt Barmen Steuer-CDs aus Autos klaut.

Da wird es höchste Zeit, dass wir in Wuppertal auch mal mehr als nur den Döppersberg modernisieren. Zum Beispiel unsere große Wuppertal-Hymne "Et Lehnchenvom Tippen-Tappen-Tönchen". Die ist ja überhaupt nicht mehr zeitgemäß, deshalb dichte ich sie jetzt mal um und mache sie damit zukunftsfähig. Den Anfang können Sie ja garantiert auch auswendig mitsingen:

"Ich kenn ein Mädchen und das heißt Lehnchen, das wohnt in Wuppertal am Tippen-Tappen-Tönchen, da steht ein kleines Haus, da schaut das Mädchen raus, wer kennt nicht das Lehnchen vom Tippen-Tappen-Tönchen?"

Das ist ja genau genommen Unsinn. Am Tippen-Tappen-Tönchen steht kein kleines Haus, sondern im "esentlichen unten am Kasinogarten ein Hochhaus. Lehnchen heißt auch kein Mensch mehr. Und: Muss das ganze Lied-Geschehen überhaupt aus dieser Macho-Perspektive geschildert werden? Sollte so eine Hymne nicht auch einen sozialkritischen Ansatz haben? Vielleicht sogar mit Bezügen zum Strafvollzug, der ja ein echtes Wuppertaler Markenzeichen geworden ist? Ich finde ja - also versuchen wir es doch mal so:

"Ich kenn ein Kerlchen und das heißt Fredchen, das sitzt in Wuppertal im tristen Simonshöfchen. Da steht zur Zucht ein Haus, da brach kein Mensch je aus, auch nicht unser Fredchen vom Si-hi-monshöfchen."

Schon mal gar nicht so schlecht. Ich hätte natürlich auch topaktuell mit dem Jugendknast in Ronsdorf arbeiten können, aber versuchen Sie mal, damit einen Reim zu machen. Also weiter im Text, der ja ursprünglich so geht:

"Komm, komm, komm mein Schatz, nimm an meiner Seite Platz, mit der Bimmel-Bummel-Bahn fahren wir nach Küllenhahn. Und da steigen wir aus und wandern ins Grüne hinaus."

Das kann natürlich auch nicht so bleiben, weil ja gar keine Bimmelbahn mehr nach Küllenhahn oder sonstwohin fährt. Bis Fredchen aus dem Knast kommt, könnte es aber eine interessante Alternative geben. Dann würde sich diese Variante anbieten:

"Komm, komm, komm mein Schatz, nimm an meiner Seite Platz, mit der neuen Standseilbahn fahren wir nach Küllenhahn. Und steigt der Rat da vorher noch aus, dann bleiben wir eben zu Haus."

Den größten Renovierungsbedarf hat allerdings der ergreifende, aber erkennbar völlig überholte Refrain, in dem unsere Hymne kulminiert:

"Grüß mir die Heimat, grüß mir mein Wuppertal, mit seinen Bergen und mit seiner Schwebebahn. Dort wo der Amboss klingt, dort wo die Wupper rauscht, da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus."

Jetzt weiß ich nicht, wann Sie den letzten Amboss klingen oder die Wupper lauter als den Verkehrslärm auf der Talachse rauschen hören haben. Und unsere bedeutendste Erhebung ist ja demnächst auch kein Berg mehr, sondern der Investorenkubus am Döppersberg. Das erfordert einen völlig neuen Text-Ansatz, der aus aktuellem Anlass auch noch Verkehrs- und Haushaltslage sowie Rathaus-Intrigen ins Spiel bringen sollte. Er könnte ungefähr so gehen:

"Grüß mir die Heimat, grüß mir das Schuldental, mit seinem Primark und der blauen Schwebebahn, dort wo der Stau still steht (hup-hup), wo Panagiotis geht, da ist meine Heimat und ich kann nicht raus!"

Bis die Tage!

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