1. Kolumne
  2. Toreschluss

Nach Toreschluss - die Wochenendsatire: Kunst des Schredderns

Nach Toreschluss - die Wochenendsatire : Kunst des Schredderns

Die Welt wird immer verrückter: Jetzt gibt es beim Schokoladenfestival in Barmen auch Currywurst! Wer kennt sie nicht, die zarteste Versuchung im durchsichtigen Saitling, für die in schokoladenbraunem Matsch wühlende Schweine ihr Leben lassen müssen.

Manche Leute finden, das wäre ungefähr so wie Pferde, die beim Autorennen teilnehmen. Andere rühmen die Möglichkeit, zwischen zwei süßen Schokoladen-Dröhnungen etwas Herzhaftes zu essen. Am verrücktesten ist aber eigentlich, dass es Samstag mitten im Oktober 27 Grad warm wird und deshalb bei der "chocolART" in der gleißenden Sonne wahrscheinlich überwiegend Schokosuppe zu haben sein wird.

Wer noch mehr Irrsinn braucht, kann mal kurz mit in die Welt der Kunst kommen. Da ist vor ein paar Tagen beim berühmten Auktionshaus Sotheby's ein Bild des weltberühmten Streetart-Künstlers Banksy versteigert worden, für das eine Dame 1,18 Millionen Euro auf den Tisch gelegt hat. Ein beachtlicher Preis für das vergleichsweise überschaubare Werk, das ein Kind mit einem herzförmigen Ballon zeigt. Die Käuferin durfte sich allerdings nur relativ kurz über den Erwerb freuen und sich ausmalen, wie Kind und Ballon an ihrer Wohnzimmerwand wirken würden.

Denn direkt nach dem Zuschlag fing das Bild an zu piepen, während sich das Motiv automatisch nach unten durch den Rahmenrand schob und dabei geschreddert wurde. Banksy verkündete anschließend auf Instagram, dass es sich bei der Selbstzerstörung des Werkes um eine von langer Hand geplante Kritik an der Kommerzialisierung der Kunst handele.

  • Nach Toreschluss - die Wochenendsatire : Was alles ausstirbt
  • Nach Toreschluss - die Wochenendsatire : Wer war Pfarrer Assmann?
  • Nach Toreschluss - die Wochenendsatire : Gehirnmitführungspflicht

Nun möchte man meinen, dass diese Art des Protestes gegen den überhitzten Kunstmarkt speziell aus Sicht der Erwerberin eine eher suboptimale Ausdrucksform darstellt. Als der Verein Paris St. Germain den schrulligen Starspieler Neymar für 222 Millionen Euro kaufte, wäre man dort ja auch nicht besonders glücklich, wenn der sich vor seinem ersten Einsatz aus Protest gegen die Kommerzialisierung des Fußballs beide Beine hätte amputieren lassen.

Die Banksy-Käuferin geht mit der Sache aber ganz anders um: Sie sieht sich mit dem Rahmen und den in Fetzen unten heraushängenden Resten des Bildes jetzt im Besitz eines Stücks Kunstgeschichte und zahlt den vollen Kaufpreis. Das freut auch das Aktionshaus, das sich nunmehr rühmt, das einzige Kunstwerk versteigert zu haben, das erst live bei der Auktion entstanden ist ...

An diesem Beispiel wird deutlich, dass sich auch die schlimmsten Dinge prima verkaufen lassen, wenn man nur die richtigen Etiketten drauf klebt. Das könnte morgen nach der Bayern-Wahl auch für CSU und SPD ein wichtiger Hinweis sein. Wenn die ihn ernst nehmen, werden wir am Montag aus den Parteizentralen Verlautbarungen hören wie: "CSU bekommt nach Jahrzehnten harter Regierung endlich längst überfällige Entlastung durch Koalitionspartner". Oder "SPD im Freistaat jubelt: Bei der Landtagswahl als fünftbeste Partei sogar einen Platz besser als der FC Bayern in der Bundesliga!"

Bis die Tage!