Nach Toreschluss — die Wochenendsatire Kleine Mopperkunde

Wuppertal · Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass wir in Wuppertal unglaublich viele unterschiedliche Worte dafür haben, wenn sich Leute über irgendwas beschweren? Zunächst mal sind bei uns natürlich die bundesweit gebräuchlichen Klassiker im Einsatz: Also Schimpfen, Meckern, Jammern, Nörgeln, Mosern, Raunzen, Granteln, Maulen und Motzen.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Ein im Prinzip durchaus auskömmlicher Neunerpack, wenn man facettenreich über Menschen reden will, die etwas zu stänkern haben. Ach so, Stänkern gehört ja auch noch dazu. Und natürlich das Wettern, das bei uns in Wuppertal sogar eine komplett eigene Disziplin ist. Sätze wie: "Dat Wetter kannze 2018 auch schon wieder komplett vergessen!" oder "Wenn dat so weiter geimelt, fährt hier bald nich mehr die Schwebebahn, sondern die AIDA" sind Wettern in Perfektion.

Das Wettern ist aber nur eine Teildisziplin der gehobenen Wuppertaler Schimpfkultur des Mopperns. Wuppertaler kommen nicht nur als künftige Wetterer mit Regenschirm auf die Welt, sondern auch mit der genetischen Veranlagung zum Moppern. Wenn Babys direkt nach der Geburt sprechen könnten, würden sie in Wuppertaler Kreißsälen Sachen sagen wie: "Wer hat diese Käseschmier-Driete an mich gepappt?" — "Wat haunse mir denn hier direkt auf die Fott? Ich hab doch noch gar nix angestellt". Und dann: "Wat will der Birnemann mit der Schere denn da an meinem Bauch?"

Das sind schöne Beispiele für den Wuppertaler Mopper-Reflex: Er besteht darin, etwas grundsätzlich erstmal schlecht zu finden und erst hinterher zu überlegen, ob es auch für etwas gut sein könnte.

Gibt der beklagte Tatbestand aber anders als in den Kreißsaal-Beispielen dem Grunde nach durchaus zu Beschwerden Anlass, dann kommen andere Mopper-Unterarten zum Einsatz. Wir unterscheiden in Wuppertal zwischen Nölen, Quärken und Knöttern und Mulen. Das Nölen ist ein tendenziell von Selbstmitleid durchsetztes Moppern: Beispielsatz: "Der WSV verkimmelt immer, wenn ich mal im Stadion bin." Das Querken ist dagegen eine Art erweitertes Nölen, das den Gesprächspartner mit einbezieht und diesem richtig auf den Geist geht. Beispielsatz: "Der WSV verkimmelt immer, wenn ich im Stadion bin. Den Aufstieg inne dritte Liga werd ich wohl nicht mehr erleben. Und du bestimmt auch nich."

Das Knöttern ist verglichen damit ein eher sachliches Moppern, das von hoher Frequenz geprägt ist und dabei immer noch eine gewisse Gutmütigkeit erkennen lässt. Beispielsatz: "Der WSV hat schon wieder verkimmelt. Dat war genauso schlecht wie damals, gegen Klumpfuß Krefeld. Die kriegen sowieso alle zu viel Kohle. Und die Sitztribüne ist auch für den Arsch. Aber gegen Essen geh ich wieder hin."

Das Mulen ist innerhalb des Wuppertaler Unzufriedenheits-Universums die verachtenswerteste Form des Mopperns, weil sie impliziert, dass der Beschwerdeführer keine Ahnung hat. Beispielsatz: "Der WSV hat schon wieder verkimmelt? Typisch! Aber ist der Winterschlussverkauf nicht eigentlich längst abgeschafft?"

Bis die Tage!

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