Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Keinkaufsbummel

Wuppertal · Das Gegenteil von einkaufen ist keinkaufen. Keinkaufen haben wir morgen in Wuppertal, weil ver.di aus dem verkaufsoffenen kurzfristig einen verkaufsgeschlossenen Sonntag gemacht hat. Ver.di mit dem Punkt in der Mitte ist übrigens nicht zu verwechseln mit Verdi ohne Punkt.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Letzterer ist für schöne Töne zuständig, erstere für Misstöne.

Die gibt es jetzt nämlich, weil sich die Händler in Barmen, Elberfeld und Vohwinkel monatelang auf Einkäufer am Sonntag eingerichtet hatten und erst seit Mittwoch wissen, dass es morgen nur Keinkaufsbummel möglich ist. Deshalb kriegen sie jetzt verständlicherweise einen Kolle - pardon: Koller. Sie fühlen sich von ver.di beim Thema Shopping regelrecht gemobbt, man könnte deshalb von handfestem Mopping sprechen.

Es ist ja auch paradox: In Wuppertal müssen die Läden zu bleiben, in Remscheid dürfen sie dagegen morgen aufmachen. Nur gibt es da ja kaum welche. Ihre nicht vorhandenen Läden können die Remscheider öffnen, weil sie einen geeigneten Anlass gefunden haben, den es für einen verkaufsoffenen Sonntag gesetzlich zwingend braucht: Sie machen einen Martinszug. Das ist offensichtlich deutlich handfester als der geplante Anlass für den jetzt verbotenen verkaufsoffenen Sonntag in Vohwinkel: Dort machen sie einen Martinszug.

Das kann ich mir eigentlich nur so erklären, dass die Vohwinkeler einem gefälschten Martin aufgesessen sind, der möglicherweise gar nicht der 316 geborene Bischof Martin von Tours und eventuell nicht mal heilig ist, während durch Remscheid offensichtlich der echte St. Martin reitet.

Wobei auch dessen Auftritt von der Gewerkschaft eigentlich kritisch gesehen werden müsste. Denn selbst wenn der echte St. Martin morgen in Remscheid einen Mantel teilt, handelt es sich ja trotzdem um Sonntagsarbeit im Bereich der Textilwirtschaft. Und sonntags gehört Martin doch eigentlich der Familie. Als Bischof hat er zwar gar keine, aber hier geht es schließlich ums Prinzip. Und an das arme Pferd muss man doch auch mal denken. Das wäre vielleicht viel lieber in die Kirche gegangen als durch Remscheid zu traben. Hat da die Huftiergewerkschaft Pfer.di etwa geschlafen?

Fragen über Fragen, von denen viele offen bleiben. Auch die nach dem verkaufsoffenen Sonntag am 4. Dezember anlässlich der Weihnachtsmärkte in Barmen, Elberfeld, Ronsdorf und Oberbarmen. Auch gegen den hat ver.di geklagt, weil ja leicht zu durchschauen ist, dass dieses komische Weihnachten mit der abstrusen Geschichte vom jungfräulich geborenem Kind eine perfide Erfindung der Wuppertaler Einzelhändler ist, um das Ladenschlussgesetz auszuhebeln.

Wenn der 4. Dezember dann auch gekippt ist, kann sich ver.di endlich mit einem weit größeren Problem beschäftigen: Ich habe nämlich mit Blick auf seinen Namen den schlimmen Verdacht, dass Knecht Ruprecht nicht sozialversichert sein könnte ...

Bis die Tage!

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