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Nach Toreschluss - die Wochenendsatire: Juristen und Jingle Bells

Nach Toreschluss - die Wochenendsatire : Juristen und Jingle Bells

Die EM hätten wir also auch aus dem Kopf. Wenn der Taktik-Magier Löw nicht vier Sechser, von denen einer garantiert nicht zum Einsatz kommt, mit nach Frankreich genommen und die letzten beiden Kaderplätze statt an den misserfolgsverwöhnten Götze und seinen Teddybär an zwei weitere Stoßstürmer vergeben hätte, dann wäre es vielleicht was geworden mit dem Titel.

Aber so können wir uns jetzt auf andere Sachen konzentrieren. Zum Beispiel auf Weihnachten.

Ich weiß gar nicht, ob Sie das mitbekommen haben: Die Stadtverwaltung hat soeben festgestellt, dass die Organisation der Weihnachtsmärkte in der Elberfelder City, auf dem Laurentiusplatz, in Barmen und auf der Hardt ab 2017 europaweit öffentlich ausgeschrieben werden muss. Den Hintergrund werden Sie sich schon gedacht haben: "Die Festsetzung der Weihnachtsmärkte in Wuppertal nach § 69 GewO stellt im Ergebnis eine Dienstleistungskonzession dar."

So steht es in der fünfseitigen Drucksache zum Fest der Feste, die erklärt, warum wir jetzt ein Vergabeverfahren zur Herstellung der städtischen Weihnachtsstimmung brauchen.

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Die beeindruckende Abhandlung kommt auch zu dieser Erkenntnis: "Zielgruppen des Weihnachtsmarktes sind neben der Wuppertaler Bevölkerung auch die Einwohner benachbarter Städte, Kreise und Gemeinden, sowie Besucher aus den grenznahen Niederlanden, Belgien und Frankreich." Wer kennt sie nicht, die zahllosen Reisebusse aus Frankreich und Belgien, aus denen Touristen an Adventswochenenden schwallartig auf die Poststraße gespült werden, um da im Lichterglanz eine Kesselwurst für vier Euro fünfzig zu bestaunen ...

Nun ist es aber offensichtlich gar nicht so einfach, einen Weihnachtsmarkt auszuschreiben, weil Juristen und "Jingle Bells" nicht wirklich zusammenpassen. Wir brauchen jetzt nämlich ein konkretes Anforderungsprofil und eine exakte Leistungsbeschreibung als Basis für eine Entscheidungsmatrix. Das sind Begriffe, bei denen einem gleich weihnachtlich warm ums Herz wird. Ich sehe sie schon vor mir, die himmlische europaweite Ausschreibung:

"Die Stadt Wuppertal sucht Betreiber für ihre Weihnachtsmärkte. Vom Bieter zu gestellende Mindestausstattung: 300 Kubikmeter Pfefferkuchen, fünf geschnitzte Engel, drei deutschsprachige Nikoläuse (mit rotem Mantel und weißem Bart, jeweils nicht unter 120 Kilogramm gemäß DIN 24/12), weihnachtliches Lichtermeer mit Leuchtmitteln nach EU-Energiesparrichtlinie, ein Kindlein sowie weiteres himmlisches Personal gemäß europäischem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (weibliche Jesusinnen werden bei gleicher Qualifikation bevorzugt), Ochs und Esel in artgerechter Bodenhaltung sowie GEMA-freie Weihnachtsmusik aus allen 28 EU-Mitgliedsstaaten. Zur Gewährleistung der Weihnachtsstimmung verpflichtet sich der Bieter, die Marktfläche durchgehend mit zehn Zentimetern Naturschnee aus nachhaltiger Produktion zu belegen. Für das Teillos 'Winterzaubermarkt auf der Hardt' hat der Bieter Fachpersonal mit amtlichem Befähigungsnachweis (Diplom der Hogwarts-Schule für Zauberei oder höherwertig) vorzuhalten."

Manchmal könnte man meinen, der Brexit ist gar keine so schlechte Idee ...

Bis die Tage!