Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Horrorclowns und Heulfasten

Wuppertal · Ich überlege gerade, was diese Woche schlimmer war: die ganze Hysterie wegen der Horrorclowns oder das Promi-Heilfasten unter Palmen im Fernsehen? Letzteres kommt donnerstags zum Glück erst um 23.30 Uhr auf ProSieben.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Deshalb haben Sie hoffentlich noch nie gesehen, wie sich dabei bekannte Persönlichkeiten, die keiner kennt, am Strand der Dom Rep mit Glaubersalz befüllen, danach detailreich über ihre daraus resultierenden Ausscheidungen erzählen und anschließend wegen multipler Befindlichkeitsstörungen aus dem Heil- ein Heulfasten machen. Bemerkungen wie "Eklig, dieses Blaubeersalz" zeigen auf, dass die Auswahl der Doppel-D-Promis eher nach Körbchengröße als nach Intelligenzquotient erfolgte und sich das Wort Flachbildschirm manchmal auch auf den Inhalt des Programms bezieht.

Sollten Sie zu den immerhin noch mehr als 100.000 Zuschauern gehören, die ausweislich der Quote diesem gruseligen Format zur Geisterstunde begegnet sind, haben Sie jetzt möglicherweise ein Trauma. Die Folgen des Promi-Heilfastens sind also gesamtgesellschaftlich ein deutlich größeres Problem als die seltenen Begegnungen mit dem gemeinen Horrorclown. In ganz NRW gab es in den letzten Wochen insgesamt 190 Vorfälle mit Horrorclowns und dabei acht Leichtverletzte. Statistisch betrachtet sind Horrorclowns also viel harmloser als beispielsweise Selfies, bei deren Anfertigung voriges Jahr weltweit mehr Menschen umkamen als durch Haiangriffe. Trotzdem hat niemand Angst vor seinem Handy, aber alle fürchten sich vor Horrorclowns.

Sehen wir uns den Horrorclown also mal näher an. Rein formal betrachtet handelt es sich bei ihm um einen Birnemann mit gruseliger Clownsmaske auf dem hohlen Kappes, der Leute erschrecken will und in Deutschland immer noch sehr selten ist. Ich beispielsweise habe in den letzten Wochen nur einen einzigen Horrorclown gesehen. Der kam in den Nachrichten und hieß Donald Trump.

Folgerichtig gibt es die Donald-Trump-Maske aus Latex mit blondem Kunsthaar auch im gleichen Online-Shop für gruselige Verkleidungen, in dem sich auch der ambitionierte Horrorclown ausrüsten kann. Er heißt maskworld.com und bietet aktuell ungefähr 60 Latex-Köppe mit schief grinsenden oder blutverschmierten Clownsgesichtern an. Das in der gegenwärtig angespannten Situation möglicherweise leicht verstörende Produktversprechen dieses Fachhandels lautet: "Bei uns findet Ihr alle Varianten des Horror- & Killer Clowns vom Grusel-Pierrot über den Psycho-Joker bis hin zu blutbespritzten Killer-Clowns. NA, KINDER, LACHT DOCH MAAAAAAL!!!"

Wenn das der Bundesinnenminister liest, der gerade Null Toleranz gegenüber Horrorclowns angekündigt hat, könnten die Inhaber von maskworld.com bald Probleme kriegen. Die haben sie genau genommen schon jetzt, weil es offensichtlich wegen der Kritik an Horrorclowns dramatische Preiseinbrüche gibt: Die "Clown-Maske des Grauens" wird gerade mit 57 Prozent Rabatt angeboten und der mit Narben-übersäte Frankenstein-Clown kostet sogar 58 Prozent weniger. Selbst auf "Klops der Clown" gibt es 25 Prozent Nachlass, obwohl hier die Nachfrage noch groß sein dürfte, weil sich viele damit Karneval als Sigmar Gabriel verkleiden wollen.

Als ich klein war, gab es bei uns übrigens weder Horrorclowns noch Halloween, sondern höchstens Heilfasten. Aber wenigstens nicht mit Promis im Fernsehen. Früher war nicht alles, aber doch vieles besser.

Bis die Tage!

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