Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Gutturalknacklaut

Wuppertal · Wann haben Sie eigentlich zum letzten Mal Kottenbutter gegessen? Ach, doch schon so lange her? Da haben Sie ja Glück. Denn mal ganz unter uns: Ich persönlich mag an Kottenbutter eigentlich nur die Aussprache, weil die ein Zugereister niemals richtig hinbekommen kann.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Ko-ön-bu-toh bringt nur derjenige perfekt über die Lippen, der speziell den spektakulären Wuppertaler Ersatzlaut für die Buchstabengruppe "otten" mit der Muttermilch aufgesogen hat.

Es handelt sich dabei um eine weltweit einmalige nasale Tonsequenz, an deren exakter Beschreibung Generationen von Linguistikern grandios gescheitert sind. Denn wenn man sie lautsprachlich annäherungsweise als "o-ön" verschriftlicht, ist das leider nicht ausreichend. Irgendwo in der Mitte zwischen o und ön steckt nämlich als Ersatz für das eingesparte Doppel-T noch eine Art gehauchter Gutturalknacklaut, den nur Menschen produzieren können, die ihn schon als Köttel - sprich Kö-(Gutturalaknacklaut)-öl ganz selbstverständlich erlernt haben, weil er genetisch in ihnen angelegt wurde.

An dem "o-ön" oder "ö-öl" kann man übrigens Wuppertaler in aller Welt sofort erkennen. Wenn sich am Gepäckband im Flughafen von Punta Cana jemand aufregt, weil sein Koffer nicht kommt, und brüllt: "Bin ich denn hier bei de Ho-ön-to-ön", dann kriegt man einerseits immer einen kleinen Schreck, weiß aber andererseits unmittelbar, dass die Dominikanische Republik offensichtlich auch bei Wuppertalern sehr beliebt ist.

Mit dem Wort "Hottentotten" können Auswärtige den Gutturalknacklaut übrigens sehr schön üben, sind dann aber im Hinblick auf die Kottenbutter immer noch nicht weiter, weil bei der ja noch erschwerend der ähnlich rätselhafte Wortauslaut hinzu kommt: Das am ehesten noch einem erstaunten Aufstöhnen nicht unähnliche Geräusch, mit dem der Wuppertaler bei der Butter das "-er" ersetzt, ist mit "oh" ebenfalls nur unzureichend beschrieben. Das klassische "oh" ist nämlich lang, während es bei der Wuppertaler Butter-Auslaut-Variante aus einem geradezu abgehakt hervorgestoßenen "o" mit einer Art nachklingendem Echo besteht, das nur Mundhöhlen produzieren können, die eine bestimmte Wölbung in Wupperform besitzen.

Leider ist die Kottenbutter aber auch nahrungsmitteltechnisch ähnlich problematisch zusammengesetzt wie lautlich. Sie besteht im wesentlichen aus ungünstig geschnittenen, groben Mettwurststücken mit zäher Pelle, die mittels Butter vergleichsweise erfolglos auf einer zum schnellen Durchbrechen neigenden Schwarzbrotscheibe befestigt und mit Zwiebeln und Senf garniert werden. In der Regel kommt daher nur ein Drittel der Kottenbutter wirklich im Magen an. Das zweite Drittel landet erfahrungsgemäß auf der Hose und das letzte bleibt dauerhaft zwischen den Zähnen hängen.

Gut möglich also, dass der Gutturalknacklaut entstanden ist, als sich vor Jahrhunderten die Schleifer im Manuelskotten mit einem Meter Wurstpelle im Mund und kindskopfgroßen Knorpelstücken zwischen den Zähnen be ihren Frauen über das Mittagessen beschwert haben ...

Bis die Tage!

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