Nach Toreschluss — die Wochenendsatire Die Gürkchen-Krise

Wuppertal · "Schatz, ich glaub', die Milch ist schlecht. Probier mal!" Kennen Sie diesen Satz auch? Den Partner als eine Art Säure-Teststäbchen zu missbrauchen, gehört zu den typischen Unarten in vielen Beziehungen.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Wahlweise gibt es auch noch die Variante "Mein Essen schmeckt aber gar nicht, probier mal", die bei Restaurantbesuchen gerne zum Einsatz kommt.

Essen und Partnerschaft passt sowieso nicht gut zusammen. Nehmen Sie nur den beliebten Fall, dass er oder sie stundenlang in der Küche herumgebrötschelt hat, und das stolz servierte Ergebnis leider schmeckt wie Teenager-Schweißfußextrakt. Diesen Umstand in geeigneter Form zu kommunizieren, erfordert deutlich größeres diplomatisches Geschick als die Lösung des Nahost-Konflikts.

Von möglicherweise inhaltlich gerechtfertigten, aber folgenreichen Wertungen aus der Abteilung "Dat Gedreten kannze inne Tonne kloppen" rate ich dabei generell ab, wenn der nächste Hochzeitstag noch erreicht werden soll. Vor allem Frauen durchschauen aber auch sofort trickreiche Formulierungen wie "Du hast dir wirklich viel Mühe gegeben und es schmeckt ganz toll, aber ich habe heute nicht so viel Appetit" und wollen der Sache mit inquisitorischem Eifer auf den Grund gehen. Es kommt dann in der Regel zu folgendem Dialog: "Sag' ruhig, wenn es nicht schmeckt." — "Doch, schmeckt toll!" — "Nein, sag' mal ehrlich, ich bin auch nicht böse!" — "Hmmm, na ja, so ganz doll ist es nicht..." — "Waaas, und dafür stelle ich mich stundenlang in die Küche, du bisst sooo gemein!"

Aber auch wenn das Essen schmeckt, können sich Dramen abspielen. Von einem las ich jetzt im Foren-Archiv des Internet-Familienportals "urbia". Unter der Überschrift "Streit wegen dem essen...!" sucht dort die Verfasserin "celest23" nicht den ihr offensichtlich verloren gegangenen Genitiv, sondern Rat wegen eines unaussprechlichen Vorfalls beim Familien-Abendessen: "Mein Mann hat eben Hamburger gemacht. Ist eine ziemliche arbeit für ihn und er gibt sich grosse Mühe. Er ist etwas eigen und diese Burger werden mit Toast gemacht, statt hamburgerbrötchen. Er hat das Rezept mal gelesen und dort stand drin, das es damals keinen Ketchup dazu gab. Und genauso essen wir sie auch. Jetzt hatte mein Mann noch Essiggurken dazu gelegt und ich habe mir davon welche auf den Burger gelegt. Er war deswegen so sauer und meinte er bereitet dieses essen zu und das sollte so gegessen werden wie er es zubereitet. Ich weiß echt nicht mehr was er will. Ich verstehe ihn nicht, warum ich mir da keine Gurken drauf legen kann, die auf dem Tresen lagen. Er meint die waren für den Hamburger der Tochter, weil er ihr einen mit Hamburgerbrötchen gemacht hat...".

Mal abgesehen davon, dass man als Strafe für das Servieren eines Burgers ohne Ketchup und Gürkchen eigentlich hundertmal "Ronald McDonald" an die Tafel schreiben müsste, gehört dieser Fleischklops-Nazi definitiv vor die Tür gesetzt. Userin "witch21" rät allerdings, das Problem anders zu lösen: "Eine Gurke ist keinen Ehekrach wert. Und — die Klügere gibt nach. Fazit: Sag ihm, dass Du seine Hamburger liebst und seine Hingabe nicht herab würdigen wolltest. Sag ihm, dass Du ihn nächstesmal bittest, Dir bei Bedarf ein Gürkchen zu reichen oder es Dir auf den Burger zu drapieren.Und sag ihm, dass Du ihn liebst."

Wenn das Alice Schwarzer liest, hat die auch das Essen auf ...

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