Kommentar zu den Besucherzahlen im Sprechtheater Subventionen neu verteilen

Wuppertal · "Das Schauspiel in Wuppertal ist eher im U-Boot-Modus unterwegs" — drastische Worte, die Kulturdezernent Matthias Nocke angesichts der Besucherzahlen im Sprechtheater fand. Damit kritisierte Nocke Intendantin Susanne Abbrederis, die in ihrer ersten Spielzeit keine große Produktion auf die Opernbühne brachte sowie das Kinderstück als Fremdproduktion inklusive der Gastschauspieler einkaufte.

 Rundschau-Redakteurin Sabina Bartholomä.

Rundschau-Redakteurin Sabina Bartholomä.

Foto: Bettina Osswald

Blieben unterm Strich 13.000 Zuschauer, die das mit über 900.000 Euro subventionierte Schauspiel besuchten.

Zu wenig — und damit ein Luxus für eine Minderheit. Das TiC konnte im vergangenen Jahr 25.000 Besucher auf den Südhöhen begrüßen, die Stadt gab einen Zuschuss in Höhe von 20.450 Euro. Genau diesen Betrag erhält auch Müllers Marionettentheater, das dafür aber 28.700 Zuschauer begeisterte. Ungleiche Verteilung der Mittel, die es zu überdenken gilt.

Mit nur fünf Produktionen und einem Familienstück ist das Angebot im Schauspiel recht klein. Dazu kommen die geringen Aufführungszahlen: Nur viermal wird es im September den Theaterabend "Engels & Friends" geben, zwei Abende sind der "Visitenkarte" vorbehalten. Wem dann noch nach Sprechtheater ist, der geht zur spartenübergreifenden Produktion "Romeo und Julia", fährt ins TiC, ins "Taltontheater" — oder in die umliegenden Städte.

Das war einmal anders: Spielfreudiger als unter Christian von Treskow konnte ein Ensemble nicht sein. Soloabende, Eigeninitiative der einzelnen Ensemble-Mitglieder, moderne Stücke, oft als Uraufführungen, wechselten mit großen Produktionen im Opernhaus. Das Licht ging selten aus. Erst zögernd, dann immer begeisterter folgten die Wuppertaler von Treskow und seinem Ensemble.

Das neue Wuppertaler Ensemble ist durchaus gut. Und es kann sicherlich mehr, als es bisher zeigen durfte. Doch dafür ist es dringend notwendig, die Stadt zu erobern, das Theater am Engelsgarten als Basislager zu sehen, ungewöhnliche Formate an ungewöhnlichen Orten zu bieten, mit dem Quoten bringenden Familienstück ins Opernhaus zu gehen, zeitgleich an anderer Stelle das Repertoire zu zeigen. Ein Angebot, das nur einem quasi handverlesenem Publikum vorbehalten ist, rechtfertigt keine Subventionen in dieser Höhe.

Außerdem ist ein "Schrumpf-Theater" unfair gegenüber dem noch jungen Ensemble: Das will spielen, Rollen erarbeiten, Erfahrungen sammeln, Wuppertal als Sprungbrett nutzen. Sollte Intendantin Susanne Abbrederis in der gerade beginnenden Spielzeit den Hebel nicht auf "Volle Fahrt voraus" umlegen, sitzt die falsche Person auf dem Intendantensessel.

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