Kommentar (nicht nur) zum Aus fürs Döppersberg-Fahrradparkhaus GroKo-Ende - das erste Opfer

Wuppertal · Am Ende hat es eigentlich niemand mehr so richtig lieb gehabt, das gar nicht mal so hässliche Entlein Radhaus. Das mit anfangs bis zu drei Stockwerken, Rampen & Co. hochfliegend gestartete Projekt einer modernen Abstellanlage für Fahrräder auf dem ungenutzten Platz hinterm Primark-Gebäude schrumpfte seit Mai 2016, als man erstmals darüber sprach, bis heute immer weiter.

 "Am Ende hat es eigentlich niemand mehr so richtig lieb gehabt", sagt Redakteur Stefan Seitz.

"Am Ende hat es eigentlich niemand mehr so richtig lieb gehabt", sagt Redakteur Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Und jetzt ist das Ganze komplett geplatzt. Etwa 900.000 Euro sollte der begrünte, flache Leichtbau zuletzt kosten. Eine Firma, die die überhaupt erst mal erforderliche Betonplatte errichten will, konnte die Verwaltung nicht finden. Die FDP war immer schon dagegen, der CDU war das Planungs-Hin-und-Her mächtig auf die Nerven gegangen — und am Ende alles sowieso zu teuer. Weil man aber mit der SPD zusammen im Rats-Boot saß, haben die Christdemokraten mit geballter Faust in der Tasche den Ball flach gehalten.

Dann kam der GroKo-Schlussstrich der CDU — und die Karten wurden neu gemischt. Opfer Nr.1 — das Radhaus. Weil offenbar auch die Grünen (trotz ihres doch eigentlich großen Herzens für Radfahrer) jetzt keine Lust mehr aufs Primark-Hinterhof-Fahrradhaus hatten. Lange Gesicher bei der SPD: Ihr letzter Rettungsversuch, das Ganze durch Einsatz von Leuten des zweiten Arbeitsmarktes doch noch (finanziell) realisierbar zu machen, stieß bei den Linken auf "Njet" — und bei den anderen sowieso. Nichts mehr zu machen.

Jetzt sollen dezentrale Radabstellanlagen und Fahrradparkplätze im WSW-Döppersberg-Parkhaus die Pedal-Kuh vom Eis holen. Passt irgendwie zum Gesamtbild des neuen Döppersberg: Für Radfahrer ist die hier live erlebbare Verkehrsplanung rund um die Mega-Kreuzung am Brausenwerth ebenso abweisend (und eigentlich unzumutbar) wie für Fußgänger. Denn auch die fühlen sich dort wie verloren in der Asphaltwüste. Der neue Döppersberg selbst ist wirklich toll geworden. Sein Verkehrsumfeld aber fühlt sich an wie aus dem vorigen Jahrtausend. Und aus dieser Zeit stammt die Planung ja auch.
Apropos verloren in der Wüste: Da fällt mir die (von der CDU verlassene) SPD ein. Während CDU, Grüne und FDP sich sehr beweglich, oder sagen wir mal sehr biegsam zeigen, steht die Wuppertaler Sozialdemokratie wie erstarrt im rau gewordenen Wind.

Beispiel Verkehrsausschuss: Das große Radverkehrskonzept ist noch nicht fertig, kommt erst im Frühjahr. Trotzdem wollte die SPD schon mal einen Talradweg parallel zur B7 beschließen lassen. Der entsprechende Antrag war per Mail pünktlich bei der Presse eingetroffen, auf der Tagesordnung des Ausschusses sowie in den Mail-Eingängen der anderen Ausschussmitglieder aber nicht. Ergebnis: Keine Beratung, kein Beschluss, sondern viel Kritik am Vorgehen der SPD. Der Grüne Frank ter Veld: Das sei ja, als wolle man sich vor der Diagnose des Arztes schon mal Tabletten verschreiben lassen. Oder anders ausgedrückt: Watschn für die SPD.

Ich habe es an dieser Stelle schon mal gesagt: In den Gremien, über die ich regelmäßig berichte (Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss, Döppersberg-Kommission), sind vor allem die Grünen vor allem von der SPD immer, immer und immer wieder wie dumme, lästige Schulkinder behandelt worden. Das rächt sich jetzt.

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