Kommentar zur Bedeutung der Schulsozialarbeit Es reicht noch nicht

Wuppertal · Warum Schulsozialarbeiter nicht wegzusparen sind? Die Begründung steckt schlichtweg im Namen. Weil sie dafür arbeiten, dass Schule sozialer wird.

 Rundschau-Redakteurin Nina Bossy.

Rundschau-Redakteurin Nina Bossy.

Foto: Simone Bahrmann

Nun kann man dem entgegenhalten, dass es früher ja auch ohne die zusätzlichen Kräfte geklappt hat. Das mag sein, in einer Zeit, in der mittags für alle Kinder die Schule beendet war und auch viele Elternteile noch nicht Vollzeit gearbeitet haben, also in einer Zeit, in der gemeinsam als Familie zu Mittag gegessen wurde und Erziehung zu Hause stattgefunden hat. Aber Schule wird immer häufiger auch für die Jüngsten zum tagesfüllenden Programm — und damit steigt die erzieherische Verantwortung. Wer soll dieses Mehr, das nicht im Unterricht an der Tafel stattfinden kann, leisten?

Vor einer Woche meldeten die Medien bundesweit, dass die Gewalt gegen Lehrer — auch an Grundschulen — ein erschreckendes Ausmaß angenommen habe. Nach einer Forsa-Erhebung unter 1.200 Schulleitern allgemeinbildender Schulen gab es in den vergangenen fünf Jahren an der Hälfte der Einrichtungen direkte psychische Gewalt und an jeder vierten körperliche Übergriffe gegen Lehrkräfte. An einem Fünftel kam es zu Cybermobbing. "Beschimpfungen, Bedrohungen und Beleidigungen waren an Haupt-, Real- und Gesamtschulen am häufigsten (59 Prozent), gefolgt von Grundschulen (46 Prozent)", ist auf der Internetseite der Tagesschau nachzulesen. Hochgerechnet seien damit rund 45.000 Lehrkräfte betroffen. Das sind erschreckende Nachrichten, die man mit positiven anreichern kann.

Ein Besuch an der Grundschule Germanenstraße, einer Schule mit heterogener Schülerschaft aus allen sozialen Schichten, bietet eine solche Hoffnungsnachricht. Schulsozialarbeit bewirkt etwas. Sie kann sicherlich nicht die Gewalt aus der Schule verbannen, aber sie kann Schülern die Hand reichen und ihnen situativ alternative Wege zur Aggression aufzeigen.

Warum aber gibt es trotz der Schulsozialarbeiter so erschreckende Nachrichten wie in der letzten Woche? Susanne Krieb und ihre Kollegin teilen sich für über 300 Kinder eine Stelle. Und auch hier mischt sich eine gute mit einer schlechten Nachricht: Es ist gut, dass in Schulsozialarbeit investiert wird. Aber es reicht noch lange nicht aus.

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