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Kommentar zum Pilotprojekt „Onlinecity Wuppertal“: Eine einmalige Chance

Kommentar zum Pilotprojekt „Onlinecity Wuppertal“ : Eine einmalige Chance

Es scheint das richtige Projekt zur richtigen Zeit. Neben den üblichen Verlusten beklagen die Elberfelder Einzelhändler aktuell Umsatzeinbußen von rund 20 Prozent. Die Kunden, so heißt es, würden den Weg in die Stadt seit der Baustelle Döppersberg vermeiden.

Leere Parkhäuser, leere Geschäfte, leere Kassen. In andere Städte wanderten sie ab, und schlimmer noch: ins Internet.

Dort genau setzt das Pilotprojekt "Onlinecity Wuppertal" an: Einzelhändler haben hier die Chance, sich ohne Kosten (nur wer verkauft, zahlt) mit ihren Waren zu präsentieren. Mit dem Vertrieb haben sie so wenig zu tun wie mit der finanziellen Abwicklung. Einzig ihren Online-Shop müssen sie pflegen, Produkte mit Foto und Preis hochladen. Der Kunde kann also bequem auf der Couch sitzen und shoppen und bekommt die Waren von seinen vertrauten lokalen Geschäften direkt nach Hause geliefert. Sogar noch am gleichen Tag. Toll, oder? Damit würde das Netz, der grässliche Feind des lokalen Einzelhandels, plötzlich zu seinem besten Freund.

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  • Von li.: Sören Högel (WSW, Digitale
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Liebe Wuppertaler Einzelhändler, warum sind erst 25 von Ihnen auf dieser Plattform vertreten? Dies ist eine einmalige Chance, die Stadt aus ihrem Jammertal zu holen. Etwas wirklich Innovatives zu probieren. Neue Kunden zu gewinnen, alte zu behalten. Ganz ohne Risiko ganz neue Wege zu gehen.

Sie werden womöglich dabei eine ganz neue Erfahrung machen. Als Einzelhändler sind Sie immer auch Einzelkämpfer. Und als solcher, mögen Sie sich denken, kann man im Internet gegen Riesen wie "Amazon" sowieso nicht bestehen. Doch genau so, wie Sie in der Stadt mit Ihrem Geschäft davon profitieren, dass es um Sie herum viele weitere Geschäfte gibt, lebt auch die Online-Plattform davon, dass möglichst viele Läden ihre Waren dort anbieten. Die ganze Stadt in einem Shop vereint, ein riesiges Kaufhaus. Und je mehr Geschäfte darin leer stehen — real wie virtuell — um so schlechter.

Aber wagen Sie doch einmal den anderen, den optimistischen Blick: Wenn sich 50 bis 70 Prozent aller Händler an der Onlinecity beteiligen — was für ein Angebot erhalten Kunden da! Welche Vielfalt! Und mal weiter gedacht: Was, wenn es sogar funktioniert? Wenn dieses Projekt für einen Aufschwung in der Stadt sorgt?

"Bundesweit schaut man jetzt auf die Stadt mit der Schwebebahn, ob die Geschäfte davon profitieren", hieß es in einem Beitrag des ARD-Mittagsmagazins zur "Onlinecity Wuppertal". Auch das ist eine Chance. Eine für ein positives Image der Stadt, die zuletzt nur noch mit Katastrophen für bundesweite Schlagzeilen sorgte. Liebe Einzelhändler, Sie haben es jetzt selbst in der Hand. Wie sang Herbert Grönemeyer noch so treffend: "Es gibt viel zu verlieren, du kannst nur gewinnen!"

(nib)