Kommentar zur Stadtentwicklung im Wuppertaler Osten Barmen schaut auf sich — nach vorn

Wuppertal · Während — wegen Döppersberg — alle (Wuppertaler) Welt nach Elberfeld blickt, tut sich in Barmen einiges. Der östliche Stadtteil, dem man gerne (und gar nicht zu Recht) ein Mauerblümchen-Dasein unterstellt, hat für die nächsten paar Jahre vier Großprojekte auf der Tagesordnung, auf die die Elberfelder neidisch sein könnten.

 Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Die Vorwerk-Zentrale am Mühlenweg wird zu einem in Sachen Architektur und Arbeitsplatzwelt zukunftsweisenden Areal namens "Vorwerk Campus — New Office World" umgebaut.

Die Stadtwerke sind gerade die ersten Bauschritte in Richtung ihrer neuen Firmenzentrale an der Carnaper und Bromberger Straße gegangen: Das Gebäude, das dort entsteht, wird dafür sorgen, dass das Gesicht dieser "Schmuddelecke" auf halbem Weg zwischen Autobahn und Altem Markt zu einer Landmarke des 21. Jahrhunderts aufgewertet wird.

Der davor platzierte krumpelige Carnaper Platz bekommt in Kürze schon mal wenigstens das Outfit eines Großparkplatzes einer anständigen Großstadt. Man stelle sich vor, der Wunsch einiger Planer wäre in Erfüllung gegangen — und Wuppertals nächste große weiterführende Schule, die im Osten der Stadt sein muss, hätte hier auf dem Carnaper Platz ihre Heimat gefunden... Kein schlechtes Signal wäre das gewesen! Aber diese Platz-Pläne sind ja geplatzt — wegen Beinahe-Bürgerbegehren der Bürgervereine.

Einen Steinwurf weiter oben zwischen Hatzfelder Straße und Schützenstraße steht einer weiteren hässlichen Ecke ein komplettes (optisches) Umkrempeln bevor: Gerade werden die planungsrechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass das leerstehende Ex-Prym-Gelände und sein Umfeld Heimat eines Wuppertaler Marktes der Möbel-Kette "XXXL" sein können. Die Stadt fordert dabei hochwertige Architektur: Wenn sie das auch durchsetzt, kann sich an dieser Stelle — zusammen mit Parkplätzen und einem vergrößerten Lebensmittel-Discounter — etwas entwickeln, das in diese tote, gesichtslose Gegend dringend nötiges Leben bringt.

Das Wichtigste aber ist der Werth: Am morgigen Donnerstagabend fällt die Entscheidung, welcher von vier Entwürfen für die komplette Neugestaltung der Barmer Fußgängerzonen-Hauptachse realisiert werden wird. Vier Millionen Euro nimmt Wuppertal dafür in die Hand. Ein starkes Signal. Ein wichtiger Schulterschluss zwischen Stadtverwaltung und privater ISG Barmen-Werth, die hier (und zwar schon seit über fünf Jahren) wie selbstverständlich ganz unauffällig und sehr erfolgreich zusammenarbeiten. Ein umfassendes Facelifting wie am Werth hätte die Elberfelder Poststraße dringend nötig: Aber Barmen hat hier die Nase ganz weit vorn.

Als das Großprojekt Döppersberg an den Start ging, haben viele bereits Beerdigungsgesänge für Barmen und seine City einstudiert. Die Wirklichkeit zeigt: Das wird nicht nötig sein.

Jetzt beginnt wieder die Zeit, während derer man angstfrei die komplette Welt mit Fußball-Metaphern erklären kann: Einer meiner Lieblingssätze aus diesem Schatzkästchen ist: "Wir müssen nur auf uns schauen". Ganz offenbar hat Barmen genau das getan. Sich nicht verrückt machen lassen, die Stärken, die man hat (und seien es auch nur wenige), in die Waagschale werfen, seinen eigenen Weg gehen. Find' ich gut!

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