40 Jahre Wuppertaler Rundschau New York, Kenia, Wuppertal ...

Wuppertal · Sage einer, Lokaljournalisten kämen nicht über die Grenzen ihres Heimatortes hinaus. Nein, dafür sorgten bei mir glücklicherweise nicht nur diverse Urlaube, sondern auch die ein oder andere Dienstreise.

 Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder auf internationaler Mission.

Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder auf internationaler Mission.

Foto: Archiv Wuppertaler Rundschau

Teilweise durchaus von spektakulärer Natur.

Zum Beispiel die 1988 nach Kenia. Der "Africa Safari Club" hatte zu einer (damals noch häufig angebotenen) Pressereise eingeladen. Zwar in der nicht ganz so beliebten Regenzeit, aber darüber sah ich großzügig hinweg — dank fünf beeindruckend ausgefüllter Tage: Ein Tag Schwimmen im Indischen Ozean vor Mombasa, dann ins Landesinnere zu drei Nationalparks mit der Masai Mara als Höhepunkt, erfolgreiche Pirschfahrten mit Sichtung der "Big Five", dem Besuch von Tania Blixens Wohnhaus und traumhaften Unterkünften.

 Elefanten so nah wie im Zoo, nur ohne störende Gitter. Reise-Journalist wäre auch kein schlechter Beruf gewesen ...

Elefanten so nah wie im Zoo, nur ohne störende Gitter. Reise-Journalist wäre auch kein schlechter Beruf gewesen ...

Foto: Wuppertaler Rundschau

Resultat: Ein ganzseitiger Artikel in der Rundschau, der sogar Buchungen in unserem Reisebüro nach sich gezogen haben soll. Hinzu kam allerdings auch ein vergrößerter Lymphknoten am Hals, den ich im Düsseldorfer Tropeninstitut vorstellte. Er verschwand aber ebenso schnell wieder wie Einladungen zu weiteren Reise-Angeboten von Veranstaltern.

Oder 1990 in die USA. Außenminister Hans Dietrich Genscher sollte mit den Partnern des 2+4-Prozesses in New York den Vertrag zur Wiederherstellung der vollen Souveränität Deutschlands unterzeichnen. Und hatte in der Maschine einen Platz für einen Journalisten seines langjährigen Wahlkreises frei gehalten. So kam auch ich zumindest einmal in den Genuss seines globalen Polit-Jettens. Morgens um acht nach Köln-Wahn, um neun in New York, einchecken, anschließend Beobachtung des Aushandelns der genauen Formulierungen durch die Ministeriums-Vertreter.

 Abflug in den kalten Osten: Hendrik Walder, Eberhard Geißler und Uwe Reiter im Januar 1991 auf dem Weg ins kalte Jekaterinburg. Angesichts von minus 20 Grad waren die Pelzmützen durchaus angebracht.

Abflug in den kalten Osten: Hendrik Walder, Eberhard Geißler und Uwe Reiter im Januar 1991 auf dem Weg ins kalte Jekaterinburg. Angesichts von minus 20 Grad waren die Pelzmützen durchaus angebracht.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Nach kurzer Nachtruhe ging es dann zur Vertragsunterzeichnung durch die sechs Außenminister. In meinem Beisein, aber ohne meine Beteiligung — fotografieren durften nämlich nur die von der US-Regierung akkreditierten Fotografen. Da ich seit dem Hinflug nichts mehr gegessen hatte (in Ermangelung einer Kreditkarte musste ich 299 meiner 300 Dollar im Hotel hinterlegen) dürfte mein Magenknurren die Zeremonie freilich massiv gestört haben. Ein Bagel für einen Dollar vom Straßenverkäufer rettet mich dann bis zum Rückflug.

Oder die Reise 1992 nach Swerdlowsk, dem heutigen Jekaterinburg. Hilfsgüter im Gesamtgewicht von 35 Tonnen hatten Wuppertaler Bürger und Institutionen für eine Hilfsaktion von Diakonie und Rundschau gespendet. Mit Dezernent Eberhard Geißler und Diakonie-Geschäftsführer Uwe Reiter flog ich im Januar 1991 in die "Hilfspartnerstadt", um eine ordnungsgemäße Weitergabe der Spenden zu gewährleisten.

 19 Stunden dauerte die Rückreise von China bis zur Ankunft im Münchner Flughafen. Dort warteten weitere sechs Stunden Aufenthalt.

19 Stunden dauerte die Rückreise von China bis zur Ankunft im Münchner Flughafen. Dort warteten weitere sechs Stunden Aufenthalt.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Eine anstrengende Tour, mit vielen Besuchen von Krankenhäusern, kirchlichen und sozialen Einrichtungen, Treffen mit Politikern bis hin zum Oberbürgermeister — aber auch verbunden mit teils privaten Einladungen und dem Austausch zahlloser Trinksprüche, mit denen jeweils die Aufnahme ungewohnt großer Wodka-Mengen einherging. Nicht einmal der gut gemeinte Reiseproviant in Form von fettem Speck gegen den Kater vermochte die Unbilden des Rückflugs zu beeinflussen ...

Oder 2014 nach China. Mit einer städtischen Delegation ging es in fünf chinesische Metropolen, um für den Investitionsstandort Wuppertal zu werben. Hochinteressant, aber wieder alles andere als eine Vergnügungstour: Ständige Treffen mit chinesischen Politik- und Wirtschaftsvertretern, Firmenbesuche, Weiterfahrten- oder flüge in die nächste Stadt, täglich Programm von 7 bis 22 Uhr. Detaillierter nachzulesen ist (m)eine launige Dokumentation der Geschehnisse unter wuppertaler-rundschau.de (Suchbegriff: China Tagebuch).

Da findet man auch die Odyssee der 26 Stunden dauernden Rückfahrt, deren letztes Drittel ausgerechnet die Unfähigkeit der Münchner Flughafen-Organisation zu verantworten hatte. Erneut der Fluch des Rückflugs ...

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