Immobilien-Rundschau Wie der Energieausweis Energie verschwendet

Wuppertal · Immobilien kaufen, besitzen und verkaufen - das ist auch in Wuppertal ein Thema mit vielen Fragezeichen. Führende Marktexperten erklären in der Rundschau, was Anbieter und Interessenten wissen sollten.

 Frank Müller gehört mit seinem Büro „fmi“ zu den größten Maklern in Wuppertal. Er stützt sich auf mehr als 25 Jahre Erfahrung am lokalen Markt und verfügt über mehrere nationale und internationale Qualifikationen in der Immobilienwirtschaft.

Frank Müller gehört mit seinem Büro „fmi“ zu den größten Maklern in Wuppertal. Er stützt sich auf mehr als 25 Jahre Erfahrung am lokalen Markt und verfügt über mehrere nationale und internationale Qualifikationen in der Immobilienwirtschaft.

Foto: fmi

Heute: Frank Müller über den (Un-)Sinn des Energieausweises.

Nahezu jeder Gebäudeeigentümer, der sein Gebäude im Ganzen oder Wohnungen oder Büros in seinem Gebäude vermietet oder verkauft, muss im Besitz eines Energieausweises sein. Die dort enthaltenen Daten muss er in Werbungen (z.B. Vermietungsanzeigen) veröffentlichen und einem Mieter aushändigen.

Es gibt zwei Arten von Energieausweisen. Einfacher und preiswerter zu bestellen ist der Verbrauchsausweis. Hierfür werden nur wenige Angaben benötigt — nämlich die Fläche, die beheizt wird (in Quadratmetern), der Energieträger (z.B. Gas), die Jahresverbräuche der letzten drei Jahre, das Gebäudebaujahr, das Baujahr der Heizungsanlage und Angaben zur Warmwasseraufbereitung. Für unter 30 Eurolässt sich dann der Ausweis beispielsweise im Internet bestellen.

Wir haben uns zwei Gebäude angeschaut — jeweils Mehrfamilienhäuser, beidseitig angebaut, errichtet 1960 beziehungsweise 1972. Beide haben eine Gaszentralheizung. Die Energieverbrauchskennwerte laut Energieausweis liegen bei 190 kw/h/m² bzw. 179 kw/h/m², also nahe beieinander. Die tatsächlichen Heizkosten aus den Abrechnungen der WSW lassen aber erkennen, dass bei dem Gebäude mit dem schlechteren Kennwert die Heizkosten jährlich je Quadratmeter bei 5,94 Euro liegen und bei dem Haus mit dem geringfügig besseren Kennwert bei 9,21 Euro.

An diesem simplen Beispiel ist erkennbar, dass der Energieausweis kaum einen Hinweis darauf liefert, was tatsächlich an Heizkosten entsteht beziehungsweise an Heizenergie verbraucht wird.

Beim Bedarfsausweis wird die Sache noch viel kniffliger. Hier ist ein riesiger Datenwust zu erfassen, der auch die einzelnen Bauteile beschreibt (Fensterflächen in Quadratmetern, Stärke der Dämmung, Grundrisse, Konstruktionsmerkmale etc.). Eigentlich können die Fragen nur durch einen gestandenen Fachmann beantwortet werden und auch nur dann, wenn dieser bestens mit Unterlagen (z.B. Rechnungen der Fenster, Heizung …) ausgestattet wird. Insoweit dürfte die Fehleranfälligkeit bei den Bedarfsausweisen noch viel höher sein, als bei den Verbrauchsausweisen.

Letztlich kann der Energieausweis sofort wieder abgeschafft werden, weil er weitgehend nutzlos ist, jedoch Aufwand und Ärger bei den Eigentümern verursacht. Jedem Kauf- oder Mietinteressenten ist zu empfehlen, dass er sich die letzte Heizkostenabrechnung zeigen lässt, um ein Gespür für die Heizkostenbelastung entwickeln zu können.

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