1. Eurovision

Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener: Ziemlich schwere Kost

Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener : Ziemlich schwere Kost

In der Eurovision wird oft von Liebe gesungen oder auch von Trennung und wie man den Liebesschmerz überwindet. Dass man in der Eurovision mal auf "Ein bisschen Frieden" hofft, das wissen wir seit Nicole.

Jedoch, dass man politische Themen anschneidet, ist seltener und schafft Diskussionsbedarf. Denn in der Eurovision dürfen keine politisch brisanten Themen aufgegriffen werden — und die EBU kann einen Titel nach Prüfung verweigern.

Zumindest in diesem Jahr musste sich die EBU einer Prüfung eines Titels annehmen, da Russland "enormen" Protest gegen den ukrainischen Beitrags "1944" eingelegt hat. Jamala singt ihn, den sie selbst komponiert und getextet hat. Es handelt sich in dem Text des Liedes um die Vertreibung der Krimtataren durch die damalige UdSSR im Jahr "1944". Man sagt, dass Jamala in dem Song das Schicksal ihrer eigenen Familie verarbeitet und erzählt ein Jahr aus dem Leben ihrer Urgroßmutter.

Im Text heißt es unter anderem: "Fremde kommen in Dein Haus, töten Dich (!) und sagen: Uns trifft keine Schuld (!)". Dass durch diese Zeilen Russland auf die Barrikaden ging, war nur zu klar. Doch die EBU hat nach eingehender Prüfung den Titel erlaubt, da es sich nicht um ein politisch aktuelles Thema handelt, sondern die "Historie", die in allen Geschichtsbüchern nachzulesen ist, in diesem Lied musikalisch wiedergegeben wird. O.k. Das ist ja immer Auslegungssache, jeder wird das anders beurteilen.

 Peter Bergener mag den ukrainischen Beitrag.
Peter Bergener mag den ukrainischen Beitrag. Foto: Peter Bergener
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Seit Donnerstag wissen wir, dass es Jamala geschafft hat. Sie wurde ins Finale mit diesem sehr anspruchsvollen Lied von Europa gewählt. Ich kann nur sagen, entweder liebt man diesen Titel oder findet ihn grauenhaft. Mich hat der Auftritt von Jamala sehr bewegt, und ich spürte diesen Schmerz, als sie losschrie (ungefähr in der Mitte des Liedes), und bekam Gänsehaut. Eine Stimme, eine Darbietung vom Feinsten nach "meinem" Geschmack und musikalisch anspruchsvoll. So etwas gehört einfach für mich auch in die Eurovision und erst Recht ins Finale. Wenn ich auf eine Punkteverteilung gespannt bin für die Ukraine, ja, dann auf die von Russland und ob da ein paar Punkte rollen werden.

So, das war mal etwas schwer verdauliche Kost. Genug vom "Drama" und zu einer leichten Kost, nämlich ab in die Sonne und das Wetter in Stockholm genießen, die Menschen um mich herum sehen. Ich hoffe, nur in glückliche Gesichter zu sehen. Ich zumindest habe ein glückliches Lächeln bereit.

Viele musikalische Grüße, der Euro-Music-Peter!