Bundestagswahl 2017: Sylvia Meyer (Grüne) Wahlkampf auf dem Fahrrad

Wuppertal · Sylvia Meyer, Bundestagskandidatin der Grünen, möchte sich in Utopiastadt treffen. Die Trasse nutzt die Barmerin fast täglich als Verkehrsanbindung. Für einen Latte Macchiato im "Hutmacher" fehle ihr aber oft die Zeit.

 Sylvia Meyer am Mirker Bahnhof. Wenn der Wahlkampf vorüber ist, möchte sie dort öfters sein. Ein Poetry Slam steht ganz oben auf ihrer Wunschliste.

Sylvia Meyer am Mirker Bahnhof. Wenn der Wahlkampf vorüber ist, möchte sie dort öfters sein. Ein Poetry Slam steht ganz oben auf ihrer Wunschliste.

Foto: Rundschau / Simone Bahrmann

Sylvia Meyer kommt zum Treffen im Hutmacher mit dem Rad aus Barmen. Jede Tour ist auch ein bisschen Wahlkampf, ihr Fahrrad hat sie mit Sonnenblumen geschmückt. Heute ist aber wenig los, feiner Nieselregen schlägt sich auf der Trasse nieder. "Ich verzichte trotzdem auf das Auto", sagt Meyer und setzt sich vor ihren Latte Macchiato in einen tiefen Sessel.

Sylvia Meyer hat ein offenes, freundliches Gesicht, ist 54 Jahre alt, verheiratet, und war bisher im Hintergrund der Politik tätig. Während andere die Reden hielten, hat sie seit 17 Jahren die Geschäfte der grünen Ratsfraktion geführt. "Ich fordere Frauen in der ersten Reihe — und dann war ich selbst dran", erzählt sie mit einem Schmunzeln und kommt zur ersten politischen Ansage. "Nur sieben Prozent der Vorstände sind Frauen, in 54 Prozent der Vorstände sind Männer unter sich", erklärt Meyer. Sie fordert eine verpflichtende Frauenquote. "Wir brauchen klare Gesetze."

Es ist vielleicht eines ihrer wichtigsten Themen: Gleichstellung. Sie selbst, sagt Meyer, wurde noch nie Opfer von Diskriminierung. "Ich glaube allerdings, dass vielen Frauen genau das passiert, und oft viel subtiler als man annimmt." Deshalb nutze sie selbst auch eine Sprache, in der nicht die maskulinen Begriffe dominieren. "Sprache hat Einfluss auf unser Denken", erklärt sie. Angst, durch Gendern kleinlich zu wirken, hat Meyer dabei nicht. "Falls ich so einen Vorwurf nicht aushalten würde, hätte ich auch für den Bundestag nicht genug Stand."

Ihre Standfestigkeit hat Meyer in den vergangenen Wochen im Wahlkampf bewiesen. "So viele erste Male", sagt sie, habe sie hinter sich gebracht. Podiumsdiskussionen, Wahlkampf in der Innenstadt, Interviews — all das habe zunächst Überwindung gekostet. "Aber ich bin zufrieden mit mir und es macht wirklich Freude." Zwei Mal bereits habe im Gespräch ein Wähler angekündigt, wegen ihr beide Stimmen den Grünen geben zu wollen. "Damit ist natürlich keine Wahl gewonnen, für mich ist das trotzdem ein schönes Feedback."

Die Themen, die Sylvia Meyer in solchen Gesprächen in den Vordergrund stellt, sind ihre Herzensthemen. Mehr Investitionen in soziale Aufgaben, Entlastung der Kommunen — es ist die Forderung nach mehr Gerechtigkeit, die sie sich auf die Fahne schreibt. Aber auch die typisch grünen Ideen seien auf ihrer Agenda und für sie seit vielen Jahren lebensweisend. "Ich versuche selten Fleisch zu essen und wenn ja, weiß ich, woher es kommt." Und natürlich das Fahrrad, auf das sie sich nach fast anderthalb Stunden Gespräch wieder schwingt. "Schön war's", sagt sie und man glaubt ihr: Sie hat die öffentliche Bühne lieb gewonnen.

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